Frage an Silvana Koch-Mehrin bezüglich Frauen

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Silvana Koch-Mehrin
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Frage von Michael V. •

Frage an Silvana Koch-Mehrin von Michael V. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Dr. Koch-Mehrin,

Sie sind gegen eine gesetzliche Frauenquote für Unternehmen, behaupten jedoch: "Keiner bezweifelt es: Frauen sind in Unternehmen, Politik oder Wissenschaft nicht angemessen vertreten.".

Hierzu habe ich folgende Fragen an Sie:

1. Sind es nicht gerade Klassisch-Liberale, welche jedoch genau das bezweifeln, da es eine kollektivistische Betrachtungsweise sie, ob "Große", "Kleine", "Schöne", "Hässliche", "Frauen" oder "Männer" nach Anzahl "angemessen" vertreten sind oder nicht?

2. Was ist "angemessen" und wer entscheidet über seine jeweiligen Präferenzen, wenn nicht die "kleinste Minderheit": das Individuum selber.

3. Halten Sie die Tatsachen, dass Frauen z.B. im (gut bezahlten) Bereich des Lehramtes dominieren, jedoch unter Müllwerkern oder bei der Feuerwehr eher selten zu finden sind sowie den Umstand, dass mehr als zehn mal so viele Männer als Frauen bei der Arbeit tödlich verunglücken (weil man Frauen in gefährlichen Berufen ähnlich selten findet wie in den Chefetagen) für das Ergebnis unterschiedlicher Präferenzen von Frauen und Männern oder für einen interventionsbedürftigen Missstand, gegen welchen z.B. durch eine "freiwillige Selbstverpflichtung" von Unternehmen und Behörden gegengesteuert werden sollte?

4. Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund Ihnen die liberalen Forderungen nach Gleichheit vor dem Gesetz bei billigender Inkaufnahme leistungs- und präferenzbedingter unterschiedlicher Ergebnisse?

5. Falls es Ihrer Meinung nach nicht an unterschiedlichen Präferenzen liegen sollte, dass Frauen in den von Ihnen thematisierten Bereichen "nicht angemessen vertreten" seien, sondern an einer "Gläsernen Decke" scheitern, obwohl sie sich genau so intensiv um Führungspositionen bewerben würden wie Männer, könnten Sie dann bitte die Funktionsweise jenes Diskriminierungsmechanismus vor dem Hintergrund erklären, dass auch Personalchefinnen nicht auffällig anders besetzen als Personalchefs?

Mit liberalen Grüßen
Michael Vöcking

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Vöcking,

vielen Dank für Ihre Frage vom 06. April 2011.

Der Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten großer und mittlerer Unternehmen ist immer noch sehr gering. Das muss verbessert werden.

Frauen sollen die gleichen beruflichen Chancen wie Männer haben. Am liebsten wäre mir, wenn die Unternehmen sich freiwillig - aber verbindlich! - dazu verpflichten würden, mehr Frauen vor allem in Führungspositionen zu bringen. Da die Erfahrung aber gezeigt hat, dass Freiwilligkeit nicht immer funktioniert, ist für mich die Drohung mit einer gesetzlichen Quote ein geeignetes Druckmittel. Diese Drohung muss aber auch ernst gemeint sein.

Die Europäische Kommission hat die großen europäischen Unternehmen im März dieses Jahres ultimativ aufgefordert, binnen zwölf Monaten überzeugend darzulegen, wie sie den Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten bis zum Jahr 2015 auf 30 Prozent und bis zum Jahr 2020 auf 40 Prozent steigern wollen. Die Unternehmen sollen sich freiwillig dazu verpflichten. Für den Fall, dass diese Selbstverpflichtung nicht abgegeben wird, hat EU-Kommissarin Viviane Reding bereits legislative Maßnahmen angekündigt.

Ob eine gesetzliche Frauenquote eines Tages Realität wird oder nicht, hängt also stark von der Kooperationswilligkeit und der Eigeninitiative der Wirtschaft ab.
Weitere Informationen können Sie ebenfalls auf der Internetseite von EU-Justizkommissarin Viviane Reding erhalten ( http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/reding/index_de.htm ).

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, Ihnen meine Sichtweise darzulegen, und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Silvana Koch-Mehrin