Frage an Simone Violka bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Simone Violka
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Frage von Angelika H. •

Frage an Simone Violka von Angelika H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Violka,

Ihre Partei hat im Jahre 2004 maßgeblich für die Handwerksnovellierung gestimmt. Seit der Freigabe vieler Handwerksberufe wimmelt es von Hausmeisterdiensten, Montageservices. Diese oftmals Ungelernten erhöhten die Anzahl der Handwerksbetriebe, auf der anderen Seite entließen gestandene Handwerksmeister auf Grund der neuen Konkurrenz und fehlender Aufträge ihre langjährigen Beschäftigten. Dies betrifft vor allem Fließenlegermeister, Parkettmeister, Raumaustatter. Das Niveau der Handwerkskunst sinkt entsprechend, auch bilden diese neuen Meisterlosen keine Lehrlinge aus.
Gibt es darüber eine Statistik?
Ich selbst arbeite in einem Meister-Handwerksbetrieb in der Verwaltung und muss zusehen, wie "Montageprofis" mit Dumpingpreisen und unqualifizierter Arbeit das Ansehen des einst hochgelobten deutschen Handwerks allmählich herunterfahren und die Meisterbetriebe in Gefahr bringen in einem Land, wo eben immer noch "Geiz ist geil" die Devise ist - auch bei öffentlichen Aufträgen.
Auch mein Arbeitsplatz ist dadurch extrem in Gefahr geraten.

Am 27.7.2009 war in der "Freien Presse" ein Artikel über Scheinselbständigkeit zu lesen. So seien nach Angaben der IG-Bau im Münchener Raum im Fliesenleger-Handwerk die Anmeldungen in fünf Jahren von 120 auf 1400 angestiegen. Meist zu Bedingungen unterhalb des Mindestlohnes rackern diese willkommenen 1-Mann-Firmen (im Schlepptau ein paar Arbeitslose) täglich mehr als 9 Stunden für große Bauunternehmen.

Sehen Sie heute immer noch Vorteile, den Handwerksmeister abzuschaffen?
Wenn ja, würden Sie auch darum kämpfen, diese Vorgehensweise zu favorisieren und auf andere Teile der Gesellschaft auszudehnen?

Mit freundlichen Grüßen aus dem Striegistal

Angelika Hörner

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Hörner,

vielen Dank für Ihre Frage.

Wie Sie sicher wissen, war Deutschland das einzige europäische Land, welches eine solche strenge Handwerksverordnung hatte.
Wir haben ja auch nicht den Handwerksmeister abgeschafft, sondern lediglich die Bedingungen geändert um in Deutschland einen Handwerksbetrieb führen zu können. Wäre es beim alten geblieben, hätten wir zwar in Deutschland weiter lauter Meisterbetriebe aber jeder andere Handwerksbetrieb aus dem europäischen Ländern hätte auch hier ohne Meisterbrief arbeiten können.
Nur die deutschen Handwerker ohne Meisterbrief hätten das nicht gedurft. Im übrigen denke ich, dass sich ihr geschildertes Problem nicht durch einen Meisterbrief beheben lässt, sondern nur durch die Qualität der Ausführung.
Auch ich habe schon die Erfahrung gemacht, zwar einen Auftrag an einen Meisterbetrieb gegeben zu haben, aber in der Ausführung nur einen Lehrling und einen Hilfsarbeiter zu Gesicht bekommen habe.
Die Qualität war entsprechend. Zwar ist meine schlechte Erfahrung sicher die Ausnahme und nicht die Regel, aber ein Meisterbrief garantiert aber eben doch nicht immer meisterliche Arbeit. Und genauso kann ein guter Handwerker mit Gesellenbrief eine 1 A Arbeit abliefern.
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich auf die Dauer eben doch Qualität durchsetzt und nicht Dumpingpreise, die einem sehr teuer zu stehen kommen können. Ich finde es gut, wenn sich Jahr für Jahre Männer und Frauen für einen Meisterbrief qualifizieren, aber in einem immer weiter zusammenwachsenden Europa waren die damit verbundenen Privilegien nicht mehr zu halten.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und vor allem mündige Verbraucherinnen und Verbraucher, die bei einem Auftrag zuerst auf die Qualität und erst dann auf den Preis achten.

Mit freundlichen Grüßen, Simone Violka