Sehr geehrte Frau R.,

herzlichen Dank für Ihre Frage zur Vermögensteuer.
Wir leben in einer Zeit, in der eine schwere Krise die nächste ablöst.
Nach der Corona-Pandemie kam der russische Überfall auf die Ukraine, die Inflation und die Energiekrise. Der Staat muss viele Hundert Milliarden Euro aufbringen, um Arbeitsplätze zu schützen und Energiepreise bezahlbar zu halten.

Doch damit nicht genug. Für die Modernisierung unserer Infrastruktur und unseres Bildungssystems, für die Landes- und Bündnisverteidigung und nicht zuletzt für das Jahrhundertprojekt Klimaschutz wird bis 2030 mindestens ein mittlerer dreistelliger Milliardenbetrag aufzubringen sein.

Wer wird das bezahlen? Wer soll das bezahlen?
Verteilungsfragen drängen zurück auf die Agenda.
Auch in der Steuerpolitik muss es eine Zeitenwende geben.
Eine Entlastung von kleinen und mittleren Einkommen muss durch eine gerechtere Besteuerung von hohen und sehr hohen Einkommen und Vermögen finanziert werden.

Deutschland ist ein Land, in dem die Bildungschancen von Kindern so ungleich verteilt sind wie die Vermögen. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt 32 Prozent des Netto-Vermögens (das reichste 0,1 Prozent besitzt ca. 16 Prozent). Dagegen - so die Deutsche Bundesbank - besitzt die untere Hälfte der Bevölkerung gerade mal 1,2 Prozent der Netto-Vermögen.
Reiche dürfen in diesen Krisen nicht noch reicher werden. Das ist meine Überzeugung. Deshalb bin ich für eine Wiedereinführung der Vermögensteuer, die allein das obere ein Prozent der Bevölkerung betrifft.

Unser Vorschlag ist ein Prozent Vermögensteuer bei einem Freibetrag von einer Million Euro für Singles und zwei Millionen Euro für Verheiratete. Verheiratete mit einem Vermögen von 10 Millionen Euro hätten dann gerade einmal 80.000 Euro im Jahr zu zahlen. Trotzdem wäre damit ein Volumen von 10 Milliarden Euro pro Jahr zu generieren, das für Investitionen zur Verfügung stehen könnte, die allen – auch den Vermögenden – nutzen würde.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und die besten Wünsche für das Jahr 2023.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Kutschaty