Frage an Ullrich Müller-Kantor bezüglich Bildung und Erziehung

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Ullrich Müller-Kantor
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Frage an Ullrich Müller-Kantor von Frank E. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Müller-Kantor,

mich interessiert Ihre Einstellung zu Privatschulen, speziell privaten Grundschulen. Ich weiß, dass die FDP im Bundestag wünscht, dass die Zulassung vereinfacht wird. Jedoch wir sind in Bayern und haben Kultushoheit. Was schlagen Sie also vor, wie Privatschulen in Bayern einfacher zugelassen werden? Momentan muss bei Grundschulen die jeweilige Regierung (hier Schwaben) zustimmen, wenn eine "pädagogische Neuheit" vorliegt. Leidvoll haben wir diesen dehnbaren Begriff erlebt und wurden abgelehnt, obwohl sogar nach bay. Lehrplan mit bay. anerkannten Lehrern gearbeitet werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Eickelmann

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Eickelmann,

Ihre Frage ist zunächst ganz einfach zu beantworten:
Meine Tochter geht seit einer Woche in die Schule - auf eine private Grundschule.

Bildung hat eine hohe Bedeutung für die Weichenstellung, ob ein Kind eine gute Perspektive für Beruf und Gesellschaft hat. Daher trete ich aus tiefer Überzeugung dafür ein, dass jedes Kind einen bestmöglichen Start in sein Leben bekommt. Nur sind wir leider in den bayerischen Schulen von einer guten Ausbildung noch sehr weit entfernt: Klassen sind zu groß, Lehrer fehlen, Stunden fallen aus, eine individuelle Betreuung der Kinder ist selten möglich usw. Diesen "Weichenstellungsgedanke" hat die bayerische CSU-Landesregierung bis heute noch nicht verinnerlicht und damit ebenso wenig die Bedeutung gut ausgebildeter Menschen für unsere Wirtschaft. Nur mit qualifizierten Arbeitskräften können wir unseren Lebensstandard halten. Mein Ziel als Politiker ist es deshalb in Bayern eine Verdopplung staatlichen Bildungsausgaben zu erreichen. (Gemessen am Bruttoinlandsprodukt, der internationalen Kennzahl).

Als Vater habe ich meine Konsequenz aus der Unzufriedenheit mit der aktuellen Bildungssituation in Bayern gezogen und meine Tochter an einer privaten Grundschule angemeldet. (Übrigens das Schulgeld ist durchaus bezahlbar, es sind in unserem Fall 60 Euro.)

Private Schulen müssen aus meiner Sicht normaler Bestandteil unseres Bildungssystems sein und vor allem werden: Sie entlasten die öffentlichen Schulen bei den Schülerzahlen und sie reagieren schneller auf Bedarfsveränderungen. Privatschulen können Vorbildcharakter (z.B. Lehrkonzepten oder Betreuungsmethoden) für öffentliche Schulen haben und sich speziellen Schwerpunkten und Förderungen zuwenden. Mittels Stipendien muss sichergestellt werden, dass Kinder aus allen Gesellschaftsbereichen Chancen haben private Schulen zu besuchen.

Daher werde ich mich für die leichtere Zulassung der Privaten einsetzen. Das gegenwärtig eine "pädagogische Neuheit" vorgewiesen werden muss, war mir ehrlich gesagt bis zu Ihrer Frage nicht bewusst. Ich halte das für völlig verfehlt. Eine staatliche Qualitätssicherung reicht aus, die ideologische Verblendungen und Geschäftemacherei verhindert. Als Liberaler vertrete ich die Meinung, daß dieser "TÜV" nur einen Rahmen abstecken darf, um die Gestaltungsmöglichkeiten der Schule zu erhalten.

Bildungsgerechtigkeit heißt für mich nicht, daß alle Kinder auf eine "staatliche Einheitsschule" gehen und damit sichergestellt wird, dass keine Kind eine bessere Ausbildung erhält. Sondern umgekehrt: Die öffentlichen Schulen müssen endlich so ausgestattet werden - vor allem finanziell und personell -, dass sie:
- sie eine gute und solide Ausbildung vermitteln
- auf alle Schüler individuell eingegangen werden kann Das ist der richtige Weg, um ein Zweiklassensystem in der Bildung zu vermeiden und allen Kindern einen Schulabschluss mit chancenreicher Berufsperspektive zu ermöglichen.

Meine Antwort hat leider wahlkampfbedingt etwas länger gedauert. Ich hoffe aber, dass sie Sie noch erreicht. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre eMail-Adresse an Mueller-Kantor@FDP-Augsburg.de zukommen lassen. Damit hätte ich die Möglichkeit, mich mit Ihnen in Fragen privater Schulen auszutauschen.

Mit besten Grüßen,
Ullrich Müller-Kantor