Frage an Ulrich Kelber bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Ulrich Kelber
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Frage von Norbert S. •

Frage an Ulrich Kelber von Norbert S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kelber,
Sie bezeichnen sich als aufrichtigerPolitiker und haben Das Buch von Herrn Sarrazin nicht gelesen oder verstanden. Meine Frage : Warum stellen sich die Politiker gegen die Meinung der Mehrheit des deutschen Volkes, obwohl sie von Ihm gewählt worden sind?
Eventuell sind unsere Politiker abgehoben und wollen nur im Ausland beliebt sein.

MfG

Schurig

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schurig,

vielen Dank für Ihre Nachfrage.

Nein, ich habe das Buch von Thilo Sarrazin nicht gelesen, das war aber auch gar nicht Frage von Herrn Lindner, er hatte nach meiner Meinung zum Parteiausschlussverfahren gefragt und darauf habe ich geantwortet.
Ich habe auch deutlich gemacht, dass ich die angesprochenen Fragen und Themen für wichtig halte, ebenso wie die Diskussion darüber. Diese Diskussion gibt es aber - zumindest in der SPD - nicht erst seit Thilo Sarrazin ein Buch geschrieben hat, sondern bereits seit vielen Jahren. Was glauben Sie, warum Bundeskanzler Gerd Schröder im Jahr 2000 eine unabhängige Kommission "Zuwanderung" berufen hat, die sich mit diesen Themen beschäftigen sollte und es auch getan hat? Was glauben Sie, warum Bundespräsident Johannes Rau genau die Integrationsfragen zum Thema in seiner ersten Berliner Rede 2000 gemacht (sehr nachlesenswert)?
Ich bezweifle allerdings, ob es bei der Debatte hilfreich ist, mit erdachten Zahlen und unzulässigen oder gar falschen Auslegungen von wissenschaftlichen Studien zu arbeiten. Deshalb muss ich das Buch von Thilo Sarrazin nicht lesen, es wird für meinen Geschmack völlig überbewertet. Wichtiger und realitätsnäher finde ich da eher das Buch der Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig.

Bei der Debatte um einen Parteiausschluss von Thilo Sarrazin geht es nicht um seine Meinung zu Integration und Migration, sondern um sein Menschenbild. Glaube und Bildung sind nicht genetisch bedingt und Menschen müssen sich wirtschaftlich nicht rechnen. Wer so etwas denkt und sagt, der denkt rassistisch und menschenverachtend, das ist weit entfernt vom humanistischen und aufklärerischen Menschenbild, wie es die Sozialdemokratie seit fast 150 Jahren vertritt. Und deshalb darf Thilo Sarrazin weiter sein Buch verkaufen, seine Thesen und seine Meinung vertreten, aber er sollte es nicht mehr als Mitglied der SPD tun, weil er nicht an Fortschritt in der menschlichen Entwicklung glaubt und nicht für Solidarität der Menschen untereinander einsteht.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich Kelber