Frage an Uwe Hasenberg von Martin A. bezüglich Wirtschaft
Hallo Herr Hassenberg,
da sie als Arbeitsschwerpunkt ihrer politischen Tätigkeit den Umweltschutz angegeben haben, würde ich gerne wissen, was sie von dem vom CDU-Senat angekündigten Klimaschutzkonzept halten. Ich finde, es ist ein sehr breiter und interessanter Ansatz. Können sie den beabsichtigten Massnahmen zustimmen? Was würden sie anders machen ? Welche Schwerpunkte in der Energie/ Klimapolitik würden sie setzen?
Mit freundlichen Grüssen
Martin Andresen
Sehr geehrter Herr Andresen,
zunächst einmal sind Konzepte von Parteien - in diesem Fall des CDU-Senats - PR-Aktionen. Mit "über 170 Maßnahmen in neun Handlungsfeldern durch 70 Mitarbeiter aus allen Behörden" erarbeitet, sind die Zahlen offenbar dem Prinzip Hoffnung erwachsenen:
Einsparungen auf Basis der Freiwilligkeit, einer "Selbstverpflichtung der Industrie" ( hier zählt vor allem die Nordt. Affi - und die hat mit Sicherheit keine Zahlen vorgelegt! ), Zukunftstechnologien ( Antriebstechnik, Ausbau alternativer Energieträger ), längere Laufzeiten der Atomkraftwerke sowie massive Förderung der Wärmedämmung sollen im Ergebnis eine Ersparnis an CO2-Ausstoß zu bringen. Dazu merke ich an:
1. Kohlekraftwerk Moorburg. Woher soll eigentlich die Kohle kommen ( aus Bolivien, Australien oder...? ), wohin gehen die 80.000 t/=m³ Kesselasche p.a. ( Straßenbau, Produktion ) und inwieweit wurde der Ausstoß von CO2 für die dazugehörigen Transportmaßnahmen berücksichtigt?
2. Kann der Hamburger Senat einem Antragsteller wie Vattanfall ohne die Genehmigung versagen, falls andere Alternativen ausgearbeitet vorgelegt werden?
3. Welchen Weg soll ein Fahrradfahrer wählen, der bei AIRBUS in Finkenwerder arbeitet und aus den Bezirken nördlich der Elbe kommt und zur Frühschicht oder Spätschicht zu erscheinen hat? Was macht einer der z.B. nach Allermühe zu H&M oder nach Billbrook zu den Müllsortieranlagen oder zu Jungheinrich muß?Soll er mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad fahren? Sind zu den vielen Arbeitsplätzen Bahnverbindungen geplant ( vermutlich 70 m unter der Erde um die Rekordmarke der U 4 zu Toppen ). Für die CO2-Belastung durch die katastrophale Anbindung der vorgenannten Arbeitsplätze sollten objektbezogen autofreie Sonntage eingerichtet werden ( "H&M Tag", "Airbus-Tag", "Müll-Tag" "OAM-Tag" usw.), damit beim Einsparen von CO2 durch die Allgemeinheit der Sinn besser verstanden wird - schließlich ist es ja alles freiwillig ( und die Zahlen müssen doch stimmen!?).
4. Was ist das für Öko-Strom, den ich beim Öko-Stromanbieter teuer kaufe, wenn logischerweise der Strom aus der dichtest gelegenen Quelle stammt und wozu braucht Lichtblick hierfür den teuersten Hafenblick ( die Büroflächen - immerhin 6700 m² des Bavaria-Geländes sollen lt. Abendblatt teurer sein als vergleichbare neue Flächen in der HafenCity, 2 Mio. Euro p.a. Miete ). Das würde ich anders machen um Emissionen zu vermindern:
1. Wiederherstellung und Schiffbarmachung aller Kanäle in Billbrook, der Peute und Wilhelmsburg, sowie des westlichen Hafens zw. Elbbrücken und Reiherstieg;
2. Installation von Bahnanschlußgleisen für Ganzzüge in Billbrook und Wilhelmsburg mit Schwerpunkt Bauwirtschaft;
3. Bleibericht auf unbestimmte Zeit für eine der wichtigsten Baustoffumschlaganlagen im Hafen mit Seeschiff- und Bahnumschlag für Schüttgüter ( OAM Schuppen 27 ). Verdrängung durch Büros am Rande der HafenCity und ohne Alternative in Hamburg. Bei gleichem Umsatz würde nach meiner Überschlägigen Rechnung ca. 700.000 l Diesel p.a. mehr anfallen;
4. Zukauf von Reststoffen aus Sortieranlagen durch die Stadtreinigung mit dem Ziel, die Wege des Mülls durch die Republik durch gezielten Aufkauf des Mülls für die Strom- und Wärmeversorgung zu sichern und unnötige Transporte zu verhindern;
5. Unterbindung unnötiger Doppeltransporte im Kurierdienst ( Apotheken und Paketzustellung );
6. Installation von Blockheizkraftwerken zunächst einmal für den öffentlichen Bereich und Neubaugebiete sowie für Gewerbe und Industrie ( z.B. für die Affi - die sich von Vattenfall schon lösen wollte ). Die Signale, die hier, ausgesendet würden, könnten Moorburg als Standort vielleicht nicht überflüssig machen, aber das Kohlekraftwerk in dieser Form verhindern.
Ich halte nichts von irgendwelchen Rechnereien, die suggerieren, als würde irgendwas besser werden. Angst und Schrecken zu verbreiten ist ebenfalls ein falscher Ratgeber. Die Menschen sind finanziell gebeutelt genug und werden die Rechenkünste nicht ernst nehmen. Was sagte Helmut Schmidt: "...die Chinesen wollen alle Duschen und Sie wollen alle ein Auto..." Entscheidend ist, was wir unseren Kindern als Erfolg unseres Handelns beim Klimaschutz bieten können.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Hasenberg