Frage an Volker Wissing von Heike R. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Dr. Wissing,
ich möchte meine gesamten Ersparnisse nicht verlieren. Versprechen von Politikern haben sich in der Vergangenheit sehr sehr oft als falsch erwiesen. Deshalb möchte ich meine kompletten Ersparnisse in einer anderen Währung, weg vom Euro, anlegen. Welche Währung ist die Ihrer Meinung nach dafür geeignetste?
Oder wird der Staat für die Verluste meiner Spareinlagen durch den Eurocrash eintreten? Dies glaube ich natürlich nur, wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, Versprechen der Kanzlerin sind ja schwer einklagbar.
Mit feundlichem Gruß
Heike Rogall
Sehr geehrte Frau Rogall,
vielen Dank für Ihre Frage vom 17. Dezember 2010.
Ihre Verunsicherung kann ich sehr gut verstehen. Schließlich ist die Eurokrise allen politischen Stabilisierungsmaßnahmen zum Trotz nach wie vor nicht beendet. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich bei der Krise, weniger um eine Währungskrise, als vielmehr um eine Schuldenkrise einiger Mitgliedsländer handelt. Die eigentliche Lösung der Eurokrise besteht in einer nachhaltigen Finanzierung bzw. Konsolidierung der nationalen Haushalte der Mitgliedsländer der Eurozone. Deutschland hat mit der Einführung der Schuldenbremse ein deutliches Signal gesetzt, dass wir gewillt sind unsere Schulden zurückzuzahlen. Die Einführung ähnlicher Mechanismen in anderen Ländern, könnte ein wichtiges Signal zur Stabilisierung der Gemeinschaftswährung sein.
Da Sie schreiben, dass sich Versprechen der Politiker in der Vergangenheit oft als falsch erwiesen haben, bitte ich um Ihr Verständnis, wenn ich Ihnen keine Anlagestrategie empfehlen möchte. Eine akute Bedrohung der Sparguthaben kann ich nicht erkennen. Der Euro liegt nach wie vor über seinem ursprünglichen Wert und behauptet sich im Vergleich zu anderen Währungen relativ stabil. Bitte beachten Sie, dass auch eine Umschichtung Ihres Sparguthabens in die Währung eines anderen Landes nicht ohne Risiko ist. Jede Währung, die von Investoren als potentiell sicherer Hafen eingestuft wird, birgt ein erhebliches Risiko. Schließlich kann das betreffende Land bzw. die jeweilige Notenbank versucht sein, um eine Beeinträchtigung der Wirtschaft durch einen steigenden Währungskurs zu verhindern, den Kurs der eigenen Währung zu drücken, was automatisch zu einer Abwertung Ihres Sparguthabens führen würde.
Die Eurokrise ist in dem Moment beendet, in dem die Mitgliedsländer der Eurozone den Beweis erbringen, dass sie gewillt sind ihre Haushalte zu konsolidieren und auf eine nachhaltige Finanzpolitik setzen. Die deutsche Schuldenbremse könnte ein Vorbild sein, den Finanzmärkten zu zeigen, wie der Schuldenabbau konsequent umgesetzt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB