Frage an Wolfgang Albers bezüglich Verkehr

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Wolfgang Albers
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Frage von Andreas K. •

Frage an Wolfgang Albers von Andreas K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Wolfgang Albers,

ich bin mir nicht sicher ob meine Frage eher zum Thema Umwelt passen würde aber da es um ein Verkehrssystem geht schiem mir das Thema Verkehr und Infrastruktur als die richtige Wahl.
In letzter Zeit hört man immer wieder zum Thema Elektromobilität, daß die Akkus die Schwachstelle der Autos sind. Ich habe zwar keine Ahnung wie man PKWs mit Elektroantrieb verbessern könnte aber ich frage mich was aus den Bussen wird. Ich muß dazu sagen daß ich keinen Führerschein habe und der öffentliche Personennahverkehr mein primäres Verkehrsmittel ist, denn der Gedanke mit dem Fahrrad zu fahren ängstigt mich doch sehr wenn ich die vielen weißen "Geisterfahrräder" in der Stadt sehe.
Nun zu meiner Frage: Wie steht die Politik in der Debatte über die Elektromobilität eigentlich zum Thema O-Bus?
Meiner Meinung nach wird dieses Verkehrssystem in der Debatte über die Elektromobilität zu Unrecht vernachlässigt. Der O-Bus ist dank seiner permanenten Verbindung zum Kraftwerk nicht den üblichen Einschränkungen unterworfen, denen sich normale Elektroautos unterordnen müssen. Er besitzt keine schweren Akkus mit beschränkter Reichweite die seinen Energieverbrauch durch das zusätzliche Gewicht zusätzlich erhöhen. Außerdem ist er der Straßenbahn in Sachen flexibilität überlegen. Da sein Stromabnehmer schwenkbar ist kann er einige Meter nach links oder rechts von seiner Fahrleitung abweichen und falls mal ein technischer Defekt auftritt kann er seinen Stromabnehmer senken damit andere O-Busse an ihm vorbeifahren können.
Im Westteil unserer Stadt ist die Straßenbahn nach 22 Jahren deutscher Einheit nicht wirklich angekommen, es gibt nur sporadische Anschlüsse. Vielleicht weil der Bau einer Straßenbahntrasse zu teuer ist? Wenn Sie sich fragen ob ein O-Bus heute noch zeitgemäß ist, schauen Sie nach Eberswalde, dort fahren bis heute noch O-Busse.

In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit freundlichem Gruß

Andreas Kretschmann

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Kretschmann,

es gibt meiner Kenntnis nach zur Zeit keine politische Debatte über die Einführung von O-Bussen in Berlin. Ich selber bin skeptisch, was die Erwartungen an die Elektromobilität betrifft, so lange der Strom dafür konventionell erzeugt werden muss.

Ob O-Busse eine wirkliche Alternative oder nützliche Ergänzung im Öffentlichen Nahverkehr Berlins wären, ich habe daran Zweifel, weil die Erfahrungen eben auch die Nachteile dieses Systems aufzeigen. Sie sind ja nicht wirklich flexibel, könnten z.B. die Spur nicht wechseln, nicht überholen oder ausweichen und somit im dichten Stadtverkehr nicht integriert fahren, sondern benötigten eine Extraspur. Allein das dürfte in Berlin auf den meisten Strecken ein Problem sein. O-Busse wären ggfs. auch nicht umzuleiten und könnten Nebenstrecken nicht bedienen.

Auf´s Fahrrad muss man, denke ich, auch ohne O-Busse nicht umsteigen. Die Mobilität in Berlin wird durch die vier bestehenden Systeme zumeist gut garantiert. Unser Hauptaugenmerk sollte darauf gerichtet sein, diese noch besser zu machen (S-Bahn!) und ggfs. z. B. durch die Verlängerung des Strassenbahnnetzes auch weiter auszubauen.

Allerdings befürchte ich, dass die Große Koalition mit der geplanten Teilausschreibung des S-Bahn-Netzes den falschen Weg geht. Für eine verantwortliche Verkehrspolitik im Sinne der Bürger braucht es die kommunale Verfügung über das gesamte Netz.

Mit freundlichem Gruss aus der Frühschicht
W.A.