Verraten die Grünen Ihre Prinzipien?

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Zoe Mayer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jens F. •

Verraten die Grünen Ihre Prinzipien?

Sehr geehrte Frau Mayer
als überzeugter Grünwähler kann ich Ihre Partei in der nächsten Wahl nicht mehr wählen.
Die Grünen waren die Antikriegspartei! Ich habe selbst meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr geleistet und bin heute überzeugter Pazifist, mehr denn je. Warum mussten die Grünen Ihre Prinzipien verraten und Waffen an die Ukraine liefern? Hätten wir nicht lieber das ganze Geld in humanitäre Hilfe stecken können? Von den Grünen hätte ich folgendes erwartet: Ich könnt machen was Ihr wollt, aber Waffen liefern wir nicht! Wir liefern Schutzausrüstung, Drohnen zur Aufklärung, Geld für den Wiederaufbau, HUMANITÄRE HILFE, nehmen Flüchtlinge auf und und und...
Waffen bringen keinen Frieden. Noch nie... Leider bin ich von den Grünen so enttäuscht. Ich bin traurig über diese tolle Partei.
Mit freundlichen Grüßen
Jens F.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr  F.,

herzlichen Dank für Ihre Zuschrift bzgl. der Waffenlieferungen an die Ukraine.

Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf das Schärfste. Wir sind Zeugen eines eklatanten Bruchs des Völkerrechts mitten in Europa. Wir stehen fest an der Seite der Ukraine, ihrer Bevölkerung und ihres in der UN-Charta verbrieften Rechts auf Selbstverteidigung, Freiheit und Selbstbestimmung.

Die Bundesregierung und die Europäische Ebene haben in den vergangenen Monaten nichts unversucht gelassen, um auf diplomatischem Wege eine friedliche Lösung für die Russlandkrise zu finden. Die russische Führung unter Präsident Putin ist auf diese Gesprächsangebote nicht eingegangen.

Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein Angriff auf die Fundamente des internationalen Rechts. Auf Frieden, Demokratie und Freiheit in der Ukraine und Europa. Er attackiert die internationale Sicherheitsordnung, das internationale Recht und die europäische Friedensordnung. Es braucht eine weltweite Antwort. Das Vorgehen Russlands zielt auf eine neue Weltordnung, in der nicht das Recht, sondern die Gewalt regiert. Dem treten wir klar und entschieden entgegen.

Wir stehen in voller Solidarität mit der Ukraine zusammen – hier im Land, in Europa, im transatlantischen Bündnis und in der internationalen Staatengemeinschaft. Wir fordern Putin auf, die militärische Invasion sofort zu stoppen, das Blutvergießen zu beenden und die Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen. Russland muss zum Dialog zurückkehren. Wir unterstützen ausdrücklich die umfassenden und harten Sanktionen gegen Russland, die Maßnahmen zur Unterstützung des ukrainischen Selbstverteidigungsrechts und setzten uns für rasche und umfangreiche humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine ein. Darüber hinaus muss alles dafür getan werden, Schutzsuchende aus der Ukraine, einschließlich Drittstaatsangehörige, in Deutschland und der EU aufzunehmen und zu versorgen. Wir sind zutiefst beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und praktischen Solidarität der europäischen Zivilgesellschaft. Die Grenzen zu den westlichen Nachbarstaaten der Ukraine müssen auch weiterhin für Menschen, die vor der russischen Aggression fliehen, offenbleiben. Wir stehen an der Seite der Menschen, die sich in Russland und Belarus für Frieden und Demokratie einsetzen, und werden auch weiterhin dafür eintreten, die zivilgesellschaftlichen Kontakte fortzuführen.

Die Welt ist seit dem 24. Februar eine andere, unsere alten Gewissheiten sind erschüttert. Die Bundesregierung und das Parlament werden jetzt nach den Entscheidungen zum harten Sanktionspaket und zu Waffenlieferungen auch weiter über Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, über Energieversorgung, humanitäre Hilfe, zivile Krisenprävention und Entwicklungszusammenarbeit beraten. Wir werden auch darüber beraten, die Verteidigungsausgaben in diesen schwierigen Zeiten zu erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Zoe Mayer

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