Verlängerung des Bundeswehreinsatzes im Libanon (UNIFIL) (2018)

Die Bundesregierung beantragt die Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der „United Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL) bis Ende Juni 2019. Union, SPD, Grüne und Fraktionslose stimmten dem Antrag zu. Diesen 512 Ja-Stimmen standen 143 Nein-Stimmen der Linken und der AfD entgegen. 3 Abgeordnete enthielten sich ihrer Stimme. Der Antrag wurde somit angenommen.

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Dafür gestimmt
512
Dagegen gestimmt
143
Enthalten
3
Nicht beteiligt
51
Abstimmungsverhalten von insgesamt 709 Abgeordneten.
Name Absteigend sortieren FraktionWahlkreisStimmverhalten
Portrait von Marcus BühlMarcus BühlAfD Dagegen gestimmt
Dr. Birke Bull-BischoffBirke Bull-BischoffDIE LINKE73 - Burgenland - Saalekreis Dagegen gestimmt
Portrait von Marco BülowMarco BülowSPD142 - Dortmund I Nicht beteiligt
Portrait von Martin BurkertMartin BurkertSPD245 - Nürnberg-Süd Dafür gestimmt
Portrait von Marco BuschmannMarco BuschmannFDP123 - Gelsenkirchen Dafür gestimmt
Portrait von Karlheinz BusenKarlheinz BusenFDP126 - Borken II Dafür gestimmt
Portrait von Matthias BüttnerMatthias BüttnerAfD66 - Altmark Dagegen gestimmt
Petr BystronPetr BystronAfD217 - München-Nord Dagegen gestimmt
Portrait von Lars CastellucciLars CastellucciSPD277 - Rhein-Neckar Dafür gestimmt
Jörg Cezanne MdBJörg CezanneDIE LINKE184 - Groß-Gerau Dagegen gestimmt
Portrait von Anna ChristmannAnna ChristmannDIE GRÜNEN259 - Stuttgart II Dafür gestimmt
Portrait von Tino ChrupallaTino ChrupallaAfD157 - Görlitz Dagegen gestimmt
Portrait von Gitta ConnemannGitta ConnemannCDU/CSU25 - Unterems Dafür gestimmt
Portrait von Joana CotarJoana CotarAfD Dagegen gestimmt
Portrait von Carl-Julius CronenbergCarl-Julius CronenbergFDP147 - Hochsauerlandkreis Dafür gestimmt
Portrait von Gottfried CurioGottfried CurioAfD Nicht beteiligt
Portrait von Sevim DağdelenSevim DağdelenDIE LINKE140 - Bochum I Dagegen gestimmt
Portrait von Bernhard DaldrupBernhard DaldrupSPD130 - Warendorf Dafür gestimmt
Astrid DamerowAstrid DamerowCDU/CSU2 - Nordfriesland - Dithmarschen Nord Dafür gestimmt
Portrait von Britta DasslerBritta DasslerFDP242 - Erlangen Dafür gestimmt
Portrait von Thomas de MaizièreThomas de MaizièreCDU/CSU155 - Meißen Dafür gestimmt
Portrait von Fabio De MasiFabio De MasiDIE LINKE Dagegen gestimmt
Portrait von Daniela De RidderDaniela De RidderSPD31 - Mittelems Dafür gestimmt
Portrait von Christoph de VriesChristoph de VriesCDU/CSU18 - Hamburg-Mitte Dafür gestimmt
Portrait von Kees de VriesKees de VriesCDU/CSU71 - Anhalt Dafür gestimmt

Die deutschen Streitkräfte handeln bei ihrem Einsatz als Teil der VN-geführten Mission UNIFIL auf Grundlage von Resolution 1701 (2006) und den Folgeresolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, zuletzt Resolution 2373 (2017) vom 30. August 2017, im Rahmen und nach den Regeln eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit im Sinne des Artikels 24 Absatz 2 des Grundgesetzes. Einsatzgebiet ist hierbei das Gebiet südlich des Litani Flusses, westlich der Grenze zu Syrien und nördlich der "Blauen Linie" sowie das Seegebiet vor der libanesischen Küste und den Luftraum über den Gebieten. Es können bis zu 300 Soldat*innen eingesetzt werden. Die einsatzbedingten Zusatzausgaben für die Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an UNIFIL werden für den Zeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 voraussichtlich insgesamt rund 28,4 Mio. Euro betragen.

Dr. Barbara Hendricks (SPD) erinnerte daran, dass UNIFIL eine der ältesten friedenssichernden Missionen sei, die die Vereinten Nationen derzeit unterhielten. Seit 1978 bestehe die UNO-Mission zur Sicherung der Stabilität im Libanon und der Grenze zu Israel. Seit 2006 sei die Bundesrepublik Deutschland mit eigenen Kräften beteiligt. Derzeit sei das ohnehin fragile Staatswesen im Libanon durch die akute Krise in Syrien belastet. Das Land mit einer Bevölkerung von circa 6 Millionen Einwohner*innen habe rund 1,3 Millionen Geflüchtete aus Syrien aufgenommen. UNIFIL verhindere die Ausweitung des Krieges in Syrien, sichere so Israel und sei Garant des Waffenstillstands zwischen Israel und dem Libanon. Gerade in Zeiten, in denen die internationalen Institutionen unter Druck gerieten, sei es wichtiger denn je, dass die internationale Gemeinschaft zusammenhalte und diese Plattform für direkten Dialog zwischen dem Libanon und Israel herstelle.

Petr Bystron (AfD) betonte, seine Partei lehne den Bundeswehreinsatz im Libanon ab. Die Mission würde seit 40 Jahren geführt, habe aber ihr Ziel nicht erreicht. Es würden weiterhin Waffen geschmuggelt und der deutsche Beitrag sei zu gering, um einen Unterschied auszumachen. Daher wäre es besser, alle deutschen Soldat*innen zurückzubeordern.

Jürgen Hardt (CDU) wies darauf hin, dass zum ersten Mal seit neun Jahren erstmals wieder freie Wahlen im Libanon durchgeführt worden seien. Es bestünde weiterhin begründete Hoffnung auf stabile Verhältnisse in dem Land. Von den weltweit circa 70 Millionen Menschen, die vor Krieg und Elend auf der Flucht seien, gelangte der weitaus überwiegende Teil in Länder wie Jordanien, den Libanon, den Irak oder in die Staaten an der nordafrikanischen Küste. Die Situation in diesen Ländern sei ökonomisch und politisch eine ganz andere als im reichen und großen Mitteleuropa. Dennoch habe der Libanon knapp 1,5 Millionen Geflüchtete aufgenommen. Der Einsatz dort soll zur Stabilisierung der libanesischen Streitkräfte beitragen und eine Entspannung und Befriedung des Verhältnisses zwischen Israel und dem Libanon ermöglichen.

Bijan Djir-Sarai (FDP) erklärte, der Libanon böte im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten derzeit ein gewisses Maß an Stabilität. Um dieses Maß zu erhalten, sei der Bundeswehreinsatz wichtig. Der Libanon, kleiner als die Region Berlin-Brandenburg, habe im Laufe des Syrien-Krieges fast genauso viele Geflüchtete aufgenommen wie die gesamte Europäische Union. Wenn Deutschland mit der Beteiligung an dem UNIFIL-Mandat einen kleinen Beitrag zur Stabilität in diesem noch nicht gescheiterten Staat leisten könne, so sei dies eine gute Sache. Dennoch bestünden derzeit viel Fragen, auf die die Bundesregierung keine Antwort habe: Wie würde mit einer direkten Konfrontation zwischen dem Libanon und Israel umgegangen? Wie stehe es um die Sicherheit der Soldat*innen, sollte der Syrien-Krieg auf den Libanon übergreifen? Was würde eine Ausweitung des iranischen Einflusses im Libanon für das UNIFIL-Mandat bedeuten?

Matthias Höhn (DIE LINKE) bekräftigte die Position seiner Partei, bewaffnete deutsche Soldaten hätten im Nahen Osten nichts zu suchen. Eine militärische Eskalation zwischen dem Iran auf der einen und Israel sowie den USA auf der anderen Seite könne niemand ausschließen. Auf diese Entwicklung gehe das neue Mandat nicht ein. Die Hisbollah würde weiterhin mit Waffen versorgt, das Ziel der UNIFIL sei in weite Ferne gerückt. Es sei unverantwortlich, die Soldat*innen weiter in Einsätze zuschicken, die einen kaum messbaren Beitrag für Sicherheit und Stabilität leisteten und kein Ende fänden.

Dr. Tobias Lindner (GRÜNE) erläuterte, 2006 sei die Erweiterung der UNIFIL-Mission notwendig gewesen, um den Krieg zwischen Israel und dem Libanon zu beenden. Ohne das Mandat wäre die Situation im Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel in den kommenden zwölf Monaten kritisch. Beide Konfliktparteien befürworteten diese Mission. Das nun vorliegende Mandat sei nicht die Lösung aller Probleme, aber ein Beitrag für die Sicherheit in der Region.