Warum bezeichnen es als RASEN, wenn jemand zu verkehrsarmen Zeiten, bspw. berufsbedingt oder zur Wahrung Umgangsrecht bspw 500 km fahren muss und mehr als 130 km/h fahren könnte? Wozu starre Grenze?

Prof. a.D. Dr. Andreas Sönnichsen
Andreas Sönnichsen
dieBasis
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Andreas Sönnichsen zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Torsten F. •

Warum bezeichnen es als RASEN, wenn jemand zu verkehrsarmen Zeiten, bspw. berufsbedingt oder zur Wahrung Umgangsrecht bspw 500 km fahren muss und mehr als 130 km/h fahren könnte? Wozu starre Grenze?

Prof. a.D. Dr. Andreas Sönnichsen
Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr F.

bitte verzeihen Sie die saloppe Ausdrucksweise - das "Rasen" war bewusst in Anführungsstriche gesetzt. Es gibt zwei gewichtige Argumente für ein generelles Tempolimit. Das eine ist die Verkehrssicherheit. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil von Unfällen passiert durch eigenes Verschulden unabhängig von der Verkehrslage. Zu Aquaplaning und Schleudern bei hoher Geschwindigkeit kommt es ja auch zu verkehrsarmen Zeiten. In einer Brandenburger Studie wurde die Anzahl der Unfälle, Verletzten und Toten auf einem definierten Autobahnabschnitt durch Einführung von Tempo 130 halbiert (siehe https://www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-mit-130-km-h-sinken-die-unfallzahlen-drastisch-a-1249595.html).

Das zweite Argument ist der Verbrauch fossiler Energieträger, der mit hoher Geschwindigkeit überproportional ansteigt. Man mag zur Klimathematik stehen wie man will. Mit fossilen Brennstoffen - und die sind nun mal im Moment noch der Hauptenergieträger im Individualverkehr - sollten wir sparsam umgehen, und sei es nur, weil diese Ressourcen definitiv begrenzt sind.

DieBasis steht zur Freiheit als höchstem Gut, aber Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit "jeder kann machen was er will". Wir versuchen unter Abwägung aller Pro- und Contra-Argumente zu einer basisdemokratischen Entscheidung zu kommen, um maximale Freiheit für jeden von uns, aber auch Rücksichtnahme, Sicherheit und Weitsicht umzusetzen. Insofern stellt meine Meinung zum generellen Tempolimit auch kein Dogma der Basis dar, sondern eben meine persönliche Meinung, die ich natürlich in der Debatte auch vertrete. Es werden aber alle Argumente - auch Ihre - gehört, und der "Schwarm" wird dann eine basisdemokratische Entscheidung treffen. Die meisten Menschen in Deutschland sind für ein Tempolimit von 130 km/h (62% laut Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/258757/umfrage/umfrage-zum-tempolimit-auf-autobahnen/). Dass es bisher kein Tempolimit gibt, liegt an der Lobby der Autoindustrie und nicht an den Menschen. dieBasis lehnt die Einflussnahme von Lobbyisten auf politische Entscheidungen aber prinzipiell ab.

Mit freundlichen Grüßen,

Andreas Sönnichsen