Frage an Annalena Baerbock bezüglich Verkehr

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Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Andreas G. •

Frage an Annalena Baerbock von Andreas G. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Baerbock,

ich versuche seit Kindheitstagen ähnlich wie Sie, Ideen für die Reduktion der CO2-Emissionen und zum Klimaschutz zu finden.
Es scheinen sich aber alle politische Initiativen auf das E-Auto zu fokussieren, obwohl es m.E. sinnvollere Konzepte gibt. Hier mal ein paar Daten:

• In NRW gibt es einige neue (halbwegs effiziente) Kohle-Kraftwerke. Die alten Kraftwerke (z.B. Weisweiler) wurden aber nicht abgeschaltet, hier ist der spez. CO2-Ausstoss immens (1399g/kWh). Offenbar wurde die Genehmigung für neue Kraftwerke nicht an die Abschaltung alter Kraftwerke gekoppelt. Kann man das Nachholen ? Die neuen Kraftwerke werden Laufzeiten von 40 Jahren haben, demzufolge bis ca. 2050.
• Für den Betrieb eines E-Autos fallen im deutschen Strommix 520 g CO2/kWh an. Es ergibt sich außerdem das Dilemma, dass die regenerative Stromerzeugung schon voll im Netz verbraucht wird und die zusätzlich erforderliche Leistung v.a. durch Kohlekraftwerke bereitgestellt werden muss.
• Der Anteil der Produktion (well-to-wheel) ist dabei noch nicht berücksichtigt - und kennen Sie die Umwelt- und Sozialstandards in chinesischen Batteriefabriken oder afrikanischen Kobaltminen ?
• Ebenfalls nicht berücksichtigt ist der Realverbrauch: Ein E-Fahrzeug muss im Winter z.B. elektrisch beheizt werden, während ein Verbrenner die kostenlose Abwärme nutzt, Realverbrauch z.B. eines Tesla : 0,22 kWh/km entspricht 115g CO2, well-to-wheel sogar 144g.
• Hier sind Dieselmotoren doch besser. 7% Biodiesel und 10% Ethanol bei Ottokraftstoff sind dabei noch nicht berücksichtigt.
• Erdgas ist noch besser: 25% weniger CO2 als im Benzinbetrieb. Zusätzlich kann man Bio-Erdgas verwenden.
• Bezüglich NOx sind E-Fahrzeuge alles andere als emissionsfrei. Nach den Emissionsfaktoren (siehe UBA) führt die Nutzung eines E-Autos zu etwa dem doppelten des Grenzwertes eines Benziners.

Wie stellen Sie sich vor diesem Hintergrund die Verkehrssituation und Rahmenbedingungen für 2030 vor ?

Herzliche Grüße,

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Frage und wir freuen uns, dass Ihnen das Thema Reduktion von C02-Emissionen und Klimaschutz genauso wichtig ist wie uns.
Für uns Grüne ist klar, dass die Autos der Zukunft abgasfrei sein müssen. Nur so schützen wir unser Klima. Was die Art der emissionsfreien Mobilität angeht - da sind wir offen und sind der Auffassung, dass dies der Markt entscheiden soll unter den Gesichtspunkten Klimaschutz/Rohstoffabbau im Produktionszyklus und Kosteneffizienz. Sprich wir sprechen uns für eine Technologieoffenheit aus. Aktuell lässt sich bei den Autoherstellern eine Tendenz in Richtung Elektromobilität erkennen. Dabei entscheidend ist, dass der Strom für die Elektromobilität aus einem Zubau Erneuerbarer Energien gewonnen werden muss.

Das Auto der Zukunft fährt ohne Abgase. Mit emissionsfreien Fahrzeugen machen wir den Autoverkehr klima- und umweltfreundlicher bis 2030. Ziel muss es sein, einen erfolgreichen Technologiewandel einzuleiten. Nur mit innovativen Antrieben
werden unsere Automobilhersteller wettbewerbsfähig bleiben und zugleich wertvolle Arbeitsplätze in der Automobilindustrie erhalten. Aus industrie- und klimaschutzpolitischen Gründen muss dabei klar sein, dass möglichst ab 2030 sollen
nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Das Zeitalter der fossilen Verbrennungsmotoren ist dann zu Ende.

Mit freundlichen Grüßen
Annalena Baerbock

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