Frage an Annalena Baerbock bezüglich Verkehr

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Annalena Baerbock
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Frage von Andeas U. •

Frage an Annalena Baerbock von Andeas U. bezüglich Verkehr

Guten Tag Frau Baerbock,

ich habe eine Frage zur E-Mobilität, welche ich schon längst nutzen würde wenn sie für mich nutzbar wäre. Da ich zur Miete wohne habe ich leider keine Möglichkeit ein E-Auto zuhause zu laden. Auch auf der Arbeit gibt es keine Möglichkeit. Die E-Autos zur Zeit benötigen mehrere Stunden zum aufladen, also auch keine wirkliche Option.
Ich bin schwerbehindert und auf ein Auto angewiesen, ich habe mir nun einen Vollhybrid gekauft ... dieser schont die Umwelt und ist auch nutzbar für jeden. Aber ihre Partei ist ja doch stark für das reine E-Auto.

DIe E-Mobilität ist zur Zeit nur von Hausbesitzern wirklich umsetzbar, für den Durchschnittsbürger nicht. Da ihre Partei den Weg der reinen E-Autos verfolgt würde mich interessieren wie Sie diese Problematik lösen wollen ?
Ich habe immer den Eindruck darüber macht sich keiner wirklich Gedanken. Wir kennen alles das Bild nach Feierabend wenn Benzin günstig ist, da stehen heute schon Schlangen an den Zapfsäulen ... mit E-Autos unvorstellbar. Hier sehe ich den Wasserstoff Antrieb klar im Vorteil und auch Umsetzbar .Es sollte eine Massenlösung dafür gefunden werden , damit eben auch ein Schwerbehinderter weiter auf die Arbeit kommt und am Leben teilhaben kann.
Wie soll das Problem des Aufladens Ihrer Meinung nach gelößt werden ? Warum wird nicht mehr auf Lösungen gesetzt die jeder nutzen kann , wie eben Wasserstoff. Das Akku E-Auto sehe ich nicht als Lösung, gerade wenn man an die Herstellung denkt ...2 Mio Liter Wasser für 1 T Lithium , Cobalt aus dem Kongo usw. Dort werden ganze Landstriche verwüstet damit hier jemand mit guten Gewissen fahren kann. Und auch diese Ressourcen sind endlich. Sehen Sie wirklich im akkubetriebenen E-Auto die Lösung, da würde mich Ihre Meinung zu interessieren ? Danke und beste Grüße Andreas Uebeler

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Sehr geehrter Herr U.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Zunächst gilt eines: Wir müssen den Ausstieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor schaffen, und zwar rechtzeitig. Aus klima- und industriepolitischen Gründen wollen wir Grüne mit dem Jahr 2030 einen klaren Ausstiegstermin festlegen, um für die Automobilindustrie Planungs- und Investitionssicherheit zu schaffen und den Umstieg auf klimafreundliche Antriebe abzusichern.

Was aber sind die alternativen Antriebe der Zukunft? Aus unserer Sicht zeichnet sich im Automobilbereich eindeutig ein Übergang zu batterieelektrischen Antrieben ab. Alle Automobilhersteller setzen auf diesen Pfad und werden in den nächsten Jahren zahlreiche Modelle mit batterieelektrischem Antrieb auf den Markt bringen. Für diesen Technologiepfad spricht, dass er am energieeffizientesten ist und keine aufwändigen Umwandlungsprozesse erfordert. Denn zu beachten ist, dass Erneuerbare Energien auch bei dem erforderlichen weiteren Ausbau ein knappes und wertvolles Gut sind. Für Wasserstoff und strombasierte Kraftstoffe zeichnen sich indes Anwendung im Bereich der Güterverkehrs sowie des Luftverkehrs, der Schifffahrt und nicht zuletzt in der Industrie ab. Das heißt nicht, dass auch Wasserstoffautos eine Rolle spielen können. Wir wollen aber, dass sich die Infrastrukturförderung zunächst auf den Ausbau von Lademöglichkeiten für batterieelektrische Fahrzeuge fokussiert. Dies schließt auch ein, das Laden im Umfeld von Mehrfamilienhäusern im Wohneigentums- und Mietrecht endlich zu erleichtern (was die Bundesregierung seit Jahren hinausschiebt).

Richtig ist aber Ihr Hinweis, dass nicht jedes batteriebetriebene Elektroauto ökologisch sinnvoll und unbedenklich ist. Zu beachten sind die Herkunft der Rohstoffe und die Größe der Akkumulatoren. Um es plastisch zu machen: Ein übergroßes E-Auto mit 700km Reichweite und entsprechendem Batterie-Package, das in der Regel nur kurze und mittlere Distanzen zurücklegt und viel Gewicht durch die Gegend fährt, ist sicher kritisch zu bewerten. Wir Grüne sprechen uns daher dafür aus, kleinere und kostengünstige E-Autos stärker zu fördern.

Ein wichtiger Punkt zuletzt: Die Verkehrswende ist mehr als der Austausch des Antriebs in unseren Autos. Um die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen, müssen wir die hohen Anteile des Pkw und Lkw am Verkehrsgeschehen wieder verringern. Der Automobilbestand ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen und verursacht erhebliche Verkehrsprobleme. Im Rhein-Main-Gebiet muss man sich nur einmal die täglichen Staus rund um Frankfurt anschauen. Wir Grüne wollen die Alternativen - gerade für geplagte Pendlerinnen und Pendler - ausbauen und so für eine stressfreiere und bezahlbare Mobilität für alle sorgen. Das heißt, u.a. in den Ausbau des S- und Regionalbahnverkehrs und der Radwegenetze zu investieren.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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