Frage an Annalena Baerbock bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christine M. •

Frage an Annalena Baerbock von Christine M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Der europäische Green Deal und nicht zuletzt die Politik des UBA in den letzten Jahren zielen darauf ab, unsere Landwirtschaft zu extensivieren. Durch Bio-LW, Flächenentnahme aus der Nutzung, reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln etc. nehmen wir in Kauf, dass Europa in Zukunft weniger produziert. Weil wir es uns leisten können in unserer Wohlstandsgesellschaft, die sich nicht von Hunger bedroht fühlt. Warum wird nie darüber geredet, wo die landwirtschaftlichen Produkte für den Ausgleich herkommen sollen? Weniger Fleischkonsum und Lebensmittelverschwendung wären zwar schön, sind aber zumindest aktuell größtenteils eher eine Wunschvorstellung.
Wie rechtfertigt man, dass wir in Europa gerne auf Ertrag von der nutzbaren Fläche verzichten und Fehlendes importieren, während auf anderen Kontinenten Menschen hungern und wir ihnen durch unsere finanzielle Stärke wahrscheinlich sogar die selbst produzierten Produkte wegkaufen?
Ich finde, da wird immer nur ein Teil der Story erzählt und die Konsequenzen (vermutlich bewusst) ausgeblendet.
Vielen Dank für eine Antwort!

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau M.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Sie haben recht - wir müssen mit der verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche effizient wirtschaften. Das tun wir aktuell nicht. Rund 60% werden für den Anbau von Futtermitteln benutzt. Das Fleisch, das wir damit erzeugen, dient nicht nur unserer eigenen Ernährung - der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liegt bei 120%. Es wird also vor allem auch für den Export produziert. Bei Obst und Gemüse sieht es ganz anders aus - hier liegt der Selbstversorgungsgrad weit unter 100%. Wir sind also in diesem Bereich von Importen abhängig.

Wenn wir weniger Fleisch für den Export produzieren würden, wären deutlich mehr Flächen frei, um extensiver und diverser zu wirtschaften. Zumal das nicht immer zulasten der Erträge geht - laut Studien könnten 40% der ausgebrachten Pestizide eingespart werden, ohne dass die die Erträge schmälert.

Es ist eine politische Frage, ob wir weiterhin Fleisch für den Weltmarkt produzieren wollen, das dort oft zu Niedrigstpreisen angeboten werden muss und für das hier in Deutschland Äcker mit den immer gleichen Futtermittelpflanzen belegt werden oder ob wir weniger Fleisch aus besserer Haltung produzieren, und die dadurch wieder verfügbar werdenden Flächen auch mit anderem bepflanzen als Weizen, Mais und Raps. Wir Grüne wollen letzteres unterstützen.

Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar

Mit freundlichen Grüßen

Team Annalena Baerbock

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