Sehr geehrte Frau F.,

ich beantworte Ihnen zwar gerne Ihre erneute Frage zur Impfpflicht und zu Impfquoten in Spanien und Portugal, möchte aber darauf verweisen, dass ich Ihnen am 21. Januar 2022 – also vor genau vier Tagen - bereits auf Abgeordnetenwatch zur möglichen Impfpflicht mit Bezug auf einen 20 Monaten alten Tweet vom 16. Mai 2020 von Karl Lauterbauch geantwortet habe. Ich beantworte sehr regelmäßig – wie vermutlich ALLE Bundestagsabgeordneten -  Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern aus meinem Wahlkreis in Schleswig-Holstein. Sie jedoch kommen aus Hof in Bayern und haben damit die drei regional zuständigen Bundestagsabgeordneten als Ihre Ansprechpartner Jörg Nünberger (SPD), Hans-Peter Friedrich (CSU) und Ralf Reusch von den Grünen/Bündnis 90. Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn Sie sich künftig vorrangig an diese drei Abgeordneten aus Bayern wenden würden, die Sie möglicherweise auch persönlich kennen oder kennenlernen könnten.

Sie beziehen sich mit Ihrer erneuten Frage auf meine 1. Antwort vom 21. Januar, in der ich für eine deutlich höhere Impfquote in Deutschland (Stand heute: 73,3 % vollständig Geimpfte) als aus meiner Sicht besten Schutz zum Überwinden der Pandemie geworben habe. Klar ist, dass eine mögliche Impfpflicht, für die der Bundestag am 26. Januar eine 1. Orientierungsdebatte öffentlich führt, keine Hilfestellung in der aktuellen pandemischen Situation in Deutschland sein kann, sondern vorrangig uns im Herbst helfen soll, einer weiteren „Corona-Welle“, die wieder unsere Gesundheit, unsere Wirtschaft und unser gesellschaftliches Leben bedrohen wird,  präventiv zu begegnen und diese zu „brechen“.

Sie wollen mit Ihrer Frage offensichtlich belegen, dass höhere Impfquoten (z.B. aktuell Portugal 89,1 %, Spanien 80,3 %, Dänemark 80,8 %) in anderen europäischen Ländern keine enorm hohen Todesfälle durch Covid 19 in diesen Ländern verhindern konnten. Dabei verkennen Sie allerdings, dass die Todesfälle bei Covid-19-Patienten durch verschiedenste Rahmenbedingungen und unterschiedlichste Faktoren in allen Ländern beeinflusst werden – angefangen bei den relevanten Virusvarianten, der medizinischen Grundversorgung und der Ausstattung der Krankenhäuser, bei den verhängten Kontaktbeschränkungen und ihrer konsequenten Umsetzung. Gerade die Menschen in europäischen Länder im Süden wie Italien, Portugal und Spanien hätten mit größter Wahrscheinlichkeit OHNE Impfung noch viel mehr Todesfälle zu beklagen – denken wir nur an die verheerende  1. Welle in Bergamo -  ,wenn es dort nicht die enorm hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung  gegeben hätte.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir heute in Deutschland nicht so hohe Infektionszahlen und Krankenhausbehandlungen von Covid-19-Patienten in Deutschland haben würden, wenn sich bei uns im Sommer 2021 deutlich mehr Menschen freiwillig hätten impfen lassen, als für alle sichere Impfstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung standen. Fakt ist in jedem Fall, dass gerade auf unseren Intensivstationen verhältnismäßig überwiegend Ungeimpfte mit schweren Krankheitsverläufen zu kämpfen haben. Erwiesen ist weiterhin, dass eine Booster-Impfung das Risiko der Hospitalisierung um mehr als 90% senkt und damit enorm erfolgreich ist.

Mit freundlichen Grüßen

Bettina Hagedorn