Sehr geehrter Herr Fießelmann,

herzlichen Dank für Ihre Frage. Zunächst sei angemerkt, dass die Frage, ob Tegel weiterbetrieben werden sollte oder nicht, bereits entschieden ist.
Bei den Planungen des neuen Flughafens in Schönefeld wurde rechtlich festgesetzt, dass eine Inbetriebnahme des neuen Flughafens automatisch mit einer Schließung des Flughafens Tegel 6 Monate später einhergeht. Eine über diese 6 Monate hinausgehender Betrieb von Tegel ist damit nicht möglich. Rechtlich möglich wäre einzig eine Wiederinbetriebnahme. Dies würde allerdings ein Jahre dauerndes Planungsgenehmigungsverfahren voraussetzen, das an sich schon sehr kostspielig wäre, und die zur Nachnutzung geplanten Vorhaben über den Haufen werfen würde.
Eine solche Wiederinbetriebnahme steht überhaupt nicht zur Debatte. Doch selbst wenn dies der Fall wäre, würde ich sie strikt ablehnen. Grundsätzlich gibt es unter Stadtentwicklern den Konsens, Flughäfen aus den Städten zu verbannen. Flughäfen in den Städten besetzen wertvollen Baugrund, sie sorgen für erhöhte Lärmbelästigung und bergen stets die sehr kleine, aber dennoch nicht auszuschließende Gefahr eines Absturzes in ein Wohngebiet. Dass es heute noch Flughäfen in größeren Städten im Innenstadtbereich gibt, ist meistens der Tatsache geschuldet, dass diese Bereiche einstmals im Außenbereich lagen. Dort, wo es möglich war, hat man in den letzten Jahren innerstädtische Flughäfen geschlossen und adäquate Flughäfen außerhalb der Städte errichtet (so z.B. die Aufgabe von München Riem und die Neueröffnung bei Erding). In Zeiten, in denen Städte unter Wohnungsnot leiden, ist nicht einzusehen, immens große Flächen mitten in der Stadt für den Flugverkehr zur Verfügung zu stellen. Diese Flächen sollten für Wohngebäude, Arbeitsstätten und Erholungsräume genutzt werden. Damit stehe ich übrigens nicht alleine da. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Berlins unterstützt die Schließung.
Zu der sich bereits jetzt abzeichnenden starken Auslastung des neuen Berliner Flughafens ist zu sagen, dass dies zum einen sehr erfreulich ist – es wäre ein Zeichen von Fehlplanung, wenn man Unterbelegung hätte. Zum anderen müssen unter Umständen nötige Ausbaumöglichkeiten dort vor Ort in Betracht gezogen werden. Hier besteht durchaus Spielraum. So gibt es weitere mögliche Ausbaustufen, als auch die Möglichkeit, den aktuellen Flughafen Schönefeld in den neuen zu integrieren.

Mit freundlichen Grüßen

Cansel Kiziltepe