Lt. RKI-Wochenbericht (Seite 14) sind 95% der mit Omikron Infizierten doppelt oder dreifach geimpft und nur 5% ungeimpft. Wollen Sie die Menschen in einen nicht gut fuktionierenden Impfstoff zwingen?

Das Foto zeigt die Bundestagsabgeordnete der Grünen Chantal Kopf.
Chantal Kopf
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus H. •

Lt. RKI-Wochenbericht (Seite 14) sind 95% der mit Omikron Infizierten doppelt oder dreifach geimpft und nur 5% ungeimpft. Wollen Sie die Menschen in einen nicht gut fuktionierenden Impfstoff zwingen?

Sie haben sich festgelegt, wollen die Menschen schnell in in eine Impfung zwingen. Sie wollen nicht auf bessere Impfstoffe (Totimpfstoff) warten. Ich folge der Wissenschaft und habe mitbekommen: Omikron verläuft leichter und die Impfung wirkt schlecht.

Ärzteblatt: Schutzwirkung gering
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130078/COVID-19-Laborstudie-bestaetigt-geringe-Schutzwirkung-der-Impfung-gegen-Omikron

RND: Hospitalisierungen könnten abnehmen
https://www.rnd.de/gesundheit/omikron-variante-wirksamkeit-der-corona-impfstoffe-koennte-schneller-abnehmen-3UQFGQBMZFGSXE5TINKQH5O57Q.html

RKI-Wochenbericht vom 30.12. (Seite 14): Negative Wirkung.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12-30.pdf

Zitat: "186 Patientinnen und Patienten waren ungeimpft, 4.020 waren vollständig geimpft,
von diesen wurde für 1.137 eine Auffrischimpfung angegeben." Dies ergibt eine Quote von 95,6% Geimpften, 4,4% Ungeimpften.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage. Es stimmt, dass die Corona-Schutzimpfung bei der Omikron-Variante keinen langfristig guten Schutz vor einer Infektion bietet.

Dennoch galt vergangenen Winter wie auch jetzt immer noch: Die Impfung bietet den besten Weg aus der Pandemie und der Grund dafür ist, dass die Impfung nach wie vor gut vor schweren Krankheitsverläufen schützt. Mehr geimpfte Menschen bedeuten gesamtgesellschaftlich deshalb gleichzeitig weniger schwere Krankheitsverläufe – bei Menschen mit Booster-Impfung reduziert sich laut einer Studie aus England die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisierung um 63 Prozent. Auch die Hospitalisierungsinzidenzen nach Impfstatus in Deutschland zeigen, dass Grundimmunisierte auch bei Omikron deutlich seltener ins Krankenhaus müssen als Ungeimpfte – insbesondere bei den über 60-Jährigen. Weniger schwere Krankheitsverläufe bedeuten wiederum bessere Möglichkeiten zur Behandlung der Erkrankten (ob an Covid oder an anderen schweren Krankheiten). Eine höhere Impfquote als die aktuell (Stand Juli 2022) knapp 75 Prozent mit zwei Impfungen und nur knapp über 60 Prozent der Bevölkerung mit drei Impfungen wäre deshalb nötig, um genügend schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.

Weil die Impfung also anders als sie schreiben sehr gut „funktioniert“, weil sie sowohl individuell wie auch gesellschaftlich immer noch den besten Schutz liefert und weil die Zahl der Erstimpfungen nur noch in geringem Maße zunahm (auch die Impfkampagnen und die Zulassung wie den von Ihnen angesprochenen Totimpfstoffen konnten daran nichts ändern), habe ich mich vor der Abstimmung im Bundestag am 7. April für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren eingesetzt. Denn ja, sie hätte zwar eine Einschränkung der individuellen Entscheidungsfreiheit dargestellt. Doch um die Pandemie zu bekämpfen, um vulnerable Gruppen zu schützen und die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern, wäre die Impfpflicht das mildere Mittel gewesen im Vergleich zu immer wiederkehrenden Lockdowns mit umfassenden Kontaktbeschränkungen, die stark in die Grundrechte der gesamten Bevölkerung eingreifen. Eine ausführliche Begründung meiner Position finden Sie auch auf meiner Website, hier.

Da sich im Frühjahr 2022 jedoch weder für die Impfpflicht ab 18 noch für die Impfpflicht für alle Menschen ab 60 Jahren eine parlamentarische Mehrheit fand, akzeptiere ich dieses Ergebnis selbstverständlich. Ich möchte aber nach wie vor betonen, dass wir damit aus meiner Perspektive eine Gelegenheit verpasst haben, erstmals in der Pandemie wirklich vorausschauend zu handeln und uns auf weitere Corona-Wellen vorzubereiten. Diese langfristige, vorausschauende Perspektive einzunehmen, wäre in meinen Augen Aufgabe der Politik gewesen.

Dass es nun anders gekommen ist, ändert allerdings nichts daran, dass eine Impfung auch weiterhin einen bedeutenden Selbst- und Fremdschutz bietet und somit ein wertvolles Mittel zur Eindämmung der Pandemie darstellt. Ich hoffe, dass wir auch ohne die Impfpflicht im kommenden Herbst und Winter gut durch die Pandemie kommen, ohne dass weitreichende Freiheitseinschränkungen erforderlich werden.

Mit freundlichen Grüßen

Chantal Kopf

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