Frage an Dilek Kalayci bezüglich Bildung und Erziehung

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Dilek Kalayci
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Frage von Ralf N. •

Frage an Dilek Kalayci von Ralf N. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Kolat,
der heutigen Zeitung entnahm ich, dass die fehlende Wahlmöglichkeit zwischen dem neuen Pflichtfach Ethik und dem Religionsunterricht zu massiven Einbrüchen bei der Teilnahme am Religionsunterricht in den 7. Klassen der Berliner Schulen führt: Keine gute Nachricht angesichts des allseits beklagten Verfalls gesellschaftlich prägender Werte. Wie sollte die neue Landesregierung darauf reagieren?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Nordhauss,

wir haben in Berlin die Einführung des Faches Ethik beschlossen. Über Pro und Contra gab es eine sehr breite Debatte in der Öffentlichkeit.

Ich habe die Einführung des Faches Ethik als reguläres Unterrichtsfach ab der 7. Klasse mit verpflichtender Teilnahme befürwortet und halte sie nach wie vor für einen richtigen und wichtigen Schritt. Warum? Sie sprechen zu Recht den Werteverfall in unserer Gesellschaft als Problem an. Genau dieser Umstand hat mich motiviert, ein gemeinsames Fach Ethik für alle Kinder zu befürworten. Werte müssen den Kindern in der Gesellschaft und im Schulleben vorgelebt werden. Religionsunterricht oder ein Fach Ethik allein reichen dazu nicht aus.

Es ist wichtig, dass Jugendliche, die getrennt in den konfessionellen Religionsunterricht gehen (ab Klasse 7 sind es 25%), zusätzlich gemeinsam an einem Pflichtfach Ethik teilnehmen.

Ethik orientiert sich an den Wertvorstellungen der Verfassung. Für das friedliche Miteinander in der kulturellen Vielfalt muss es einen gemeinsamen Wertekonsens, wie Toleranz, Akzeptanz und Gleichstellung von Mann und Frau geben. Kinder sollen Kenntnis erhalten von anderen Religionen und Werthaltungen. Aus der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler soll im Alltag Dialogfähigkeit entwickelt werden.

Eine wichtige Voraussetzung für ein friedliches Miteinander in einer multireligiösen und multikulturellen Berliner Gesellschaft ist die Verstärkung des Dialogs der Kulturen und Religionen. Dazu soll das Fach Ethik beitragen.

Ich finde, dass sowohl der konfessionelle Religionsunterricht, als auch der gemeinsame Ethikunterricht ihre Berechtigung haben. Die Einführung des Faches Ethik berührt nicht die Regelungen des Religionsunterrichts.

Die sinkende Zahl der am Religionsunterricht teilnehmenden Schüler kann ich nicht verifizieren. Wenn es so ist, dann muss man dies im Zusammenhang mit der allgemeinen Erhöhung der Stundentafel sehen. Sie ist nicht wegen der Einführung des Faches Ethik erhöht worden, sondern steht in Zusammenhang mit der Verkürzung des Abiturs von 13 auf 12 Jahre.

Herzliche Grüße

Dilek Kolat