Frage an Eva Botzenhart bezüglich Verkehr

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Eva Botzenhart
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Frage von Barbara H. •

Frage an Eva Botzenhart von Barbara H. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Botzenhart,

als Fahrgast in S-Bahn, Regional- und Fernbahn sorge ich mich um meine und die Interessen anderer Fahrgäste, wenn der Bahnhof Altona an den Diebsteich verlagert wird. Denn es ist schon jetzt klar, dass am Diebsteich weit weniger Züge durchgeschleust werden können und sich die Züge dort stauen werden.

Als Bürgerin mache ich mir Gedanken über Beiträge der Stadt Hamburg zum Klimaschutz, der ja ganz wesentlich mit dem Thema öffentlicher Nah- und Fernverkehr zusammenhängt.
Aber durch den Abbau des vorhandenen Schienennetzes am Bahnhof Altona wird der öffentliche Nah- und Fernverkehr eindeutig ab- anstatt ausgebaut….

Als Anwohnerin in der Nähe des Diebsteichs mache ich mir Sorgen um meine Wohnqualität in den nächsten zehn Jahren, weil schon jetzt klar ist, dass der Ausbau des S-Bahn-Halts am Diebsteich zum Fernbahnhof eine riesige Baustelle mit Staub, Lärm und wesentliche Einschränkungen in meiner Mobilität mit sich bringt (der S-Bahn-Halt am Diebsteich soll für wenigstens ein Jahr gesperrt werden.)

Meine Fragen an Sie:

Meinen Sie nicht auch, dass in Zeiten des Klimawandels der öffentliche Nah- und Fernverkehrsnetz ausgebaut werden muss oder zumindest das vorhandene Schienennetz am Altonaer Bahnhof erhalten werden muss?

Was wollen Sie dafür tun, dass die Autofahrer in Hamburg auf S-Bahnen, Regional- und Fernbahnen umsteigen?

Finden Sie es in Ordnung, dass der geplante neue Bahnhof am Diebsteich zu einer Verschlechterung des Bahnverkehrs beiträgt, weil er neben der Verbindungsbahn zu einem weiteren, neuen Flaschenhals im Regional- und Fernverkehr wird?

Was wollen Sie tun, um meine Mobilität am Diebsteich zu erhalten?

Mit freundlichen Grüßen
B. H.

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Hallo Frau H.,
verlagert wird nur der Fernbahnbetrieb zum Diebsteich, die S-Bahn verbleibt im Altonaer Bahnhof.
Die Bahn baut diesen zusätzlichen Bahnhof, weil sie damit den Hauptbahnhof entlasten will.
Gleichzeitig wird der Autozug aus dem Kerngebiet von Altona zum Diebsteich verlagert. Das entlastet das dortige Quartier, denn es sorgt für weniger Autos und damit für bessere Luft und weniger Lärm.
Ob sich Züge im Diebsteich stauen werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich gehe mal davon aus, dass die Bahn bei ihren Planungen weiß, was sie tut.
Dass es "jetzt schon klar ist" kann ich so nicht nachvollziehen und weiß auch nicht, worauf sich Ihre Annahme gründet. Es ist immerhin ein Bahnhof mehr. Wäre das allein nicht eher ein Indikator dafür, dass eine Entlastung statt findet?

Die längst abgängige Schleppkurve jedenfalls, die das ganze Kerngebiet mit ihrem Quietschen beschallt, die entfällt dann, das stimmt. Gleichzeitig entsteht durch diese Verlagerung der Fernbahn an den Diebsteich der Raum für einen großen Park in der neuen Mitte Altona.
Das, so scheint es mir, ist doch zu begrüßen. Ich stimme Ihnen aber zu, wenn Sie Bedenken haben im Bezug auf den bundesweiten Rückbau des Streckennetzes der Bahn. Das halte ich ebenfalls für eine falsche Entwicklung.

Ihre Sorgen im Hinblick auf die Baustelle am Diebsteich, die sicherlich für Belastungen für die Anliegenden sorgen wird, kann ich gut nachvollziehen. Ich fürchte, da gibt es auch nichts zu beschönigen. Wir schon beim Lessingtunnel werden einige stark von diesen Maßnahmen belastet werden.
Aber wie schon beim Lessingtunnel ist diese Entscheidung keine, die Altona oder die Stadt getroffen hat, sondern die Bahn. Die Flächen gehören ihr, sie kann das so entscheiden. Man kann auch schlecht für den Ausbau des schienengebundenen Verkehrs votieren, um die Nutzung des Autos zu minimieren, aber an jeder Stelle, an der es dadurch zu Veränderungen kommt, sagen: "Aber hier doch nicht". Insofern, ja, lästig, nervig, verständlich, dass Sie darüber nicht besonders glücklich sind. Als Entscheidungsgrundlage kann Ihre persönliche, zeitlich befristete Einschränkung aber nicht dienen.

Aber konkret zu Ihren Fragen:
Ja, der schienengebundene Verkehr muss ausgebaut werden, so massiv es geht. Nein, das Fernbahnschienennetz vom Bahnhof Altona über das Gelände der Neuen Mitte Altona muss dazu nicht erhalten bleiben. Es hat nach der Verlagerung der Fernzüge keine Funktion mehr und kann durch Grünflächen ersetzt werden. Der Wegfall der Schleppkurve dient auch dem Lärmschutz der Anwohnenden.
Mein Partei setzt sich wie keine andere für die Verkehrswende ein - den ÖPNV massiv auszubauen ist eine entscheidende Maßnahme dabei.
Ich widerspreche Ihrer Darstellung ausdrücklich, es handle sich um eine Verschlechterung, wenn der Fernbahnverkehr vom Bahnhof Altona nach Diebsteich verlagert wird und teile auch nicht Ihre Auffassung, dass dabei ein neuer Flaschenhals entstünde.
Ich kenne weder Ihren Wohnsitz, noch kann ich die Verantwortung für Ihre persönliche Mobilität übernehmen. Ich kann Ihre Frage aber dahingehend beantworten, dass wir GRÜNE massiv in den Ausbau des Radwegenetzes investieren. Wenn Ihnen dadurch der Umstieg auf ein umweltfreundliches Verkehrsmittel erleichtert wird, freue ich mich. Wenn Sie sowieso schon mit dem Rad fahren, um so besser. Ansonsten steht Ihnen die S-Bahn Anbindung beim Diebsteich selbstverständlich weiterhin zur Verfügung. Während der Umbauphase wird sicherlich ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden.

Eva Botzenhart

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