Lieber Johann O.,

sich nicht mehr an sämtliche Details von Vorgängen erinnern zu können, die sich vor mehr als 35 Jahren (in meinem Fall: vor meiner Geburt) auf einem niederbayerischen Schulklo ereignet haben sollen, erscheint mir in der Tat plausibel. Diesbezüglich erachte ich die Gedächtnislücken unseres Bundeskanzlers, der sich bereits nach wenigen Jahren nicht mehr an seine dienstlichen Gespräche zur Cum-Ex-Affäre erinnern können will, für ungleich unglaubhafter. 

Im Hinblick auf die Rede von Hubert Aiwanger in Erding empfehle ich dringend, sich auch die fünf Sätze vor und nach dem anschließend vieldiskutierten Zitat zu vergegenwärtigen. Den Kontext des Halbsatzes zu kennen, an dem manche Anstoß nahmen, wird Ihre Einordnung womöglich grundlegend verändern. 

Meinerseits kann ich Ihnen berichten, dass ich Hubert Aiwanger nunmehr seit 15 Jahren persönlich kenne und seit fünf Jahren - in meiner Rolle als Geschäftsführer seiner Regierungsfraktion - täglich eng mit ihm zusammenarbeite. In all dieser Zeit gab es nicht eine einzige Begebenheit, die auch nur einen Funken Zweifel an seiner Gesinnung rechtfertigen würde. Im Gegenteil: Er half mir sogar massiv dabei, viel Geld aus München für die Etablierung eines jüdischen Lernortes in unserer gemeinsamen Heimat zu akquirieren. Ihn sechs Wochen vor Wahlen, "zufällig" am Tag des Beginns der Briefwahl aus Bayern entlang von anonymen Erzählungen über Dinge in ein rechtes Licht zu rücken, die vor vier Jahrzehnten stattgefunden haben sollen, kommt mir daher absurd vor!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Fabian Mehring, MdL