Sehr geehrter Herr G.,

herzlichen Dank für Ihre interessante Frage. Ja, es schmerzt an der einen oder anderen Stelle, dass wir in Deutschland kein einheitliches Bildungssystem haben. Verschiedentlich wird gefordert, das Thema Bildung von der Zuständigkeit der Länder in die des Bundes zu überführen. Dazu wäre aber eine Grundgesetzänderung erforderlich, bei der zweidrittel der Abgeordneten des Bundestages zustimmen müssten. Schon diese Mehrheit ist schwer zu erreichen, was ich dagegen für ausgeschlossen halte ist, dass die Bundesländer bereit wären, Ihre Zuständigkeit im Bereich Bildung abzugeben. Immer, wenn es drauf ankommt, achten die Bundesländer sehr genau darauf, dass ihre Kompetenzen nicht beschnitten werden. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Digitalpakt Schule, für den eine Grundgesetzänderung erforderlich war. Auch in dem Fall musste aufwendig ein Kompromiss gefunden werden, dem alle Bundesländer zustimmen konnten, obwohl der Bund mehrere Milliarden Euro zur Ausstattung der Schulen bereit gestellt hat.
Trotz allem bin ich aber der Überzeugung, dass wir a) ein gutes Bildungssystem haben und b) die Vielfalt im System auch ihre Berechtigung und Vorteile aufzuweisen hat. Das bestätigen mir unter anderem ausländische Gesprächspartner. Manche von ihnen bewundern regelrecht, dass es in Deutschland gelingt, so eine große Vielfalt in der Qualität unter einen Hut zu bringen.
In Bezug auf Europa hoffe ich bei Ihnen auf Verständnis, dass es an vielen Stellen eine große Herausforderung darstellt, die oftmals sehr unterschiedlichen Interessen auf unserem Kontinent auszugleichen. Dafür setze ich mich ein, denn es gibt für mich keine Alternative zu einem geeinten und friedlichen Miteinander in Europa.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Heinrich