Frage an Gerhard Pfisterer bezüglich Familie

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Gerhard Pfisterer
MLPD
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Frage von Anne P. •

Frage an Gerhard Pfisterer von Anne P. bezüglich Familie

Hallo Gerd,
die MLPD ist die sozialistische Alternative. Der Aufbau des Sozialismus ist bisher immer gescheitert. Das hat die MLPD analysiert und Schlussfolgerungen gezogen, so dass ein neuer Versuch gestartet werden kann. Doch ich höre oft von Leuten, dass sie die Ideen vom Sozialismus super finden, aber es für unmöglich halten, weil die Menschen zu egoistisch sind.
Was will die MLPD gegen Egoismus machen?

Schönen Gruß und noch viel Erfolg,
Anne

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Antwort von
MLPD

Liebe Anne,

vielen Dank für die Frage.

Dass der Mensch von Natur aus egoistisch sei, ist eine weit verbreitete Meinung, die im Kern aber nichts anderes ist als eine Rechtfertigung der bestehenden kapitalistischen Verhältnisse. Dazu muss ich etwas ausholen. Was den Menschen vom Tier unterscheidet ist das bewusst organisierte gesellschaftliche Leben. Die menschliche Gesellschaft muss einerseits die notwendigen Mittel zum Leben beschaffen und andererseits für den Fortbestand der menschlichen Gattung sorgen. Der Mensch ist also ein soziales, gesellschafltichles Wesen. Das widerlegt schon mal die These, dass der Mensch von Natur aus egoistisch sei. Verhaltensweisen und Eigenschaften der Menschen sind nichts abstraktes, über der Geselschaft stehendes, schon gar nicht genetisch "vorprogrammiert". Die Menschen und ihre Denkweise werden vor allem durch die gesellschaftlichen Verhältnisse geprägt. Marx beschreibt das so: "In der Produktion wirken die Menschen nicht allein auf die Natur, sondern auch aufeinander. Sie produzieren nur, indem sie auf eine bestimmte Weise zusammenwirken und ihre Tätigkeiten gegeneinander austauschen. Um zu produzieren, treten sie in bestimmte Beziehungen und Verhältnisse zueinander, und nur innerhalb dieser geellschaftlichen Beziehungen und Verhältnisse findet ihre Einwirkung auf die Natur, findet die Produktion statt." Die gesellschaftlichen Verhältnisse, worin die Menschen produzieren nennt Marx die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. Über den Charakter der Produktionsverhältnisse entscheiden die Produktivkräfte, die materiellen Produktionsmittel. Auf dieser Grundlage haben sich nach der Urgesellschaft verschiedene Gesellschaftsformationen herausgebildet, die antike, feudale und schließlich die kapitalistische Gesellschaft.

Wir leben in einer kapitalistsichen Gesellschaft, die auf der Ausbeutung der Lohnarbeit und der privaten Verantwortung für den Erhalt und die Fortpflanzung der Gattung Mensch gekennzeichnet ist. Die kapitalistische Produktionsweise ist gekennzeichnet durch die Konkurrenz unter den Kapitalisten. Diese Konkurrenz bestimmt das gesamte geslelschaftliche Leben. Die Arbeiter werden durch die kapitalistischen Verhältnisse in Konkurrenz zueinder gesetzt z.B. um die Arbeitsplätze. Die Löhne und Gehälter sind ein Mittel der Spaltung und Konkurrenz usw. Durch die Internationalisierung der Produktion verschärft sich diese Konkurrenz. Wir erleben gerade bei Opel, wie versucht wird, durch ein Ausspielen der Arbeiter der verschiedenen Opelwerke gegeneinander einen gemeinsamen Kampf zu verhindern. Es ist die kleinbürgerliche Denkweise mit der die Herrschenden das Klassenbewusstsein der Arbeiter zersetzen: "Mein Hemd ist mir näher als der Rock...." Eine neue Variante ist "Verzicht muss sich lohnen....". Diese kleinbürgerliche Denkweise kann aber nicht die im Kapitalismus bestehenden Klassenwidersprüche beseitigen. Diese Klassenwidersprüche existieren objektiv und sind die Grundlage für die proletarische Denkweise. Sie wird durch die tagtäglichen Erfahrungen der Arbeiter im Betrieb und die Folgen der der Monopolherrschaft in der Gesellschaft genährt. Es findet also ein ständiger Kampf zwischen der kleinbürgerlichen und proletarischen Denkweise statt. Die MLPD sieht es als ihre Aufgabe an, den Arbeitern zu helfen, mit der kleinbürgerlichen, egoistischen Denkweise fertig zu werden. Das geht nur organisiert und durch die kollektive, bewusste Verarbeitung der Erfahrungen mit Hilfe des wissenschaftlichen Sozialismus. Deshalb spielt die Kontrolle der Denkweise im Aufbau des Sozialismus eine ausschlaggebende Rolle. Hier haben z.B. die Gewerkschaften als Massenorganisationen eine ganz wichtige Aufgabe. Denn im Sozialismus ist zwar die Ausbeutung des Menschen über den Menschen, die Konkurrenz als Prinzip des Wirtschaftens abgeschafft, aber durch die Jahrhundertlange Prägung der Denkweise der Menschen wird es noch lange Zeit brauchen, bis sich die proletarische Denkweise in der Gesellschaft durchgesetzt hat.

Ich hoffe, Du kommst damit in der Diskussion mit Deinen Kollegen weiter.

Beste Grüße

Gerd