Frage an Gregor Gysi bezüglich Recht

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Frage von Schneider B. •

Frage an Gregor Gysi von Schneider B. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,

würde sich Ihre Partei für Runde Tische bzw. die Aufklärung von Psychiatriemissbrauch vor und ab 03.10.1990 sowohl in den Ländern als auch auf Bundesebene einsetzten.

Mit freundlichen Grüßen

B. Schneider
Arbeitsgruppe Recht/Psychiatriemissbrauch

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Sehr geehrte Frau Schneider,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 6. November, die ich zuständigkeitshalber an die Abgeordnete Dr. Martina Bunge weitergeleitet habe.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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Sehr geehrte Frau Schneider,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich als zuständige gesundheitspolitische Sprecherin beantworte.

Die Frage. ob es runde Tische zum Psychatriemissbrauch vor und nach dem 3.10.1990 geben sollte, ist nicht ganz einfach zu beantworten.
Ein runder Tisch ist vor allem dann sinnvoll, wenn es zu einem systematischen Missbrauch gekommen ist und über einen runden Tisch die Anerkennung der Opfer eines Missbrauchs stattfinden und auch ein Ausgleich hergestellt werden könnte.
Wenn Sie sich auf die Zeit vor 1990 in der DDR beziehen, ist die Frage eines systematischen Missbrauchs bislang nicht eindeutig beantwortet worden. Das Buch von Dr. Sonja Süß " Politisch mißbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR" kommt beispielsweise nach Auswertung von Stasiakten zum Schluss, es habe keinen systematischen Psychiatriemissbrauch gegeben. Von Dr. Stefan Trobisch-Lütge, Dipl.-Psychologe, Beratungsstelle für politisch Traumatisierte der SED-Diktatur habe ich Ähnliches erfahren. Von anderen Quellen, die ich im Internet gefunden habe, wird ein systematischer Missbrauch sehr wohl angenommen. Mir erscheint es also als Erstes notwendig Klarheit darüber zu schaffen, inwieweit es einen systematischen Psychiatriemissbrauch gegeben hat. Dass das Schicksal einzelner Opfer von willkürlichem psychiatrischen Missbrauch aufgeklärt werden und Anerkennung erfahren muss und auch Entschädigungslösungen gefunden werden müssen ist davon unabhängig und eigentlich selbstverständlich.
Ich unterstütze sehr jegliche Aufklärung über den Psychiatriemissbrauch. Ob es sinnvoll ist, zum Psychiatriemissbrauch runde Tische einzurichten, kann ich derzeit nicht abschließend beantworten.

In der Ostseezeitung von heute habe ich gelesen, dass in Mecklenburg eine Anlaufstelle für Opfer von DDR Unrecht eingerichtet wurde. Vielleicht gibt es in Ihrem Bundesland ähnliches.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge

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