Frage an Gustav Herzog bezüglich Staat und Verwaltung

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Frage von Ulrich J. •

Frage an Gustav Herzog von Ulrich J. bezüglich Staat und Verwaltung

Hallo,
ich bin mir nicht sicher, ob meine Frage in die angegebene Kategorie passt. Falls nicht, bitte ich dies zu entschuldigen.
Ich gab bei Google folgende Begriffe ein: adolf hitler und Kaiserslautern, und musste feststellen, dass sowohl Adolf Hitler als auch Josef Bürckel (1895–1944), Gauleiter der Rheinpfalz bis heute (2010) noch Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern sind.
Wie ist Ihre Haltung zu diesem Sachverhalt?
Die Stadt Kaiserslautern wurde seit dem Krieg überwiegend durch SPD Mehrheiten regiert.
Wieso hat die Partei, der Sie angehören, es nicht geschafft, etwas gegen diesen Sachverhalt zu unternehmen? Unterliegt es etwa der Verjährung?
MfG
U. Jung

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Jung,

vielen Dank für Ihre Frage zur Ehrenbürgerschaft der Stadt Kaiserslautern für Adolf Hitler und Josef Bürckel. Es ist historisch korrekt, dass beide Personen bis zu ihrem Tod Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern waren. Wie in den meisten Städten, bzw. Bundesländern wird auch in Kaiserslautern die Ehrenbürgerwürde nur auf Lebzeiten verliehen und erlisch demzufolge mit dem Tod.

Faktisch sind also beide Personen nicht mehr Ehrenbürger von Kaiserslautern! Nun wäre zu fragen, warum die Stadt nicht rückwirkend die Ehrenbürgerschaft aberkannt hat- es gibt ein paar wenige Städte in Deutschland, die in Bezug auf Adolf Hitler so verfahren haben. Der Stadtrat Kaiserslautern hat zu dieser Frage immer die gute und logische Auffassung vertreten, dass eine rückwirkende Aberkennung den Beigeschmack von Geschichtsfälschung hätte. Durch nichts sind die Verbrechen des Faschismus rückgängig zu machen und auch die Streichung von Personen aus Geschichtsbüchern und Stadtgeschichte macht nichts „besser“, dient möglicherweise sogar eher dem Vergessen oder Verdrängen. Wir sollen und dürfen wissen, dass Hitler Ehrenbürger in Kaiserslautern war- Wissen kann nämlich auch immer der Beginn einer Auseinandersetzung mit der (Stadt-) Geschichte sein. Und nur die Beschäftigung mit den dunklen Seiten unserer Geschichte kann unsere Demokratie und die Offenheit und Toleranz in unserer Gesellschaft dauerhaft stärken!

Abschließend möchte ich noch anmerken, dass ich es bedauerlich finde, dass auf den entsprechenden Internetseiten (inklusive Wikipedia) nicht darauf hingewiesen wird, dass die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt. Dies wäre historisch wie politisch hilfreich. Vielleicht können Sie dies veranlassen?

Mit freundlichen Grüßen

Gustav Herzog