Frage an Gustav Herzog bezüglich Gesundheit

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Gustav Herzog
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Frage von Carsten L. •

Frage an Gustav Herzog von Carsten L. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Herzog,

vielen Dank, dass Sie sich den Fragen der Bürger sachkundig stellen.
Ich stimme Ihnen zu, dass es gut ist, in einem freien Land zu leben, wo jeder für sich entscheiden kann, ob er/sie Spender*in oder Empfänger*in sein will.
Vorliegend geht es aber um die geplante Pflicht "Nein" zu sagen oder automatisch Organ-und Gewebespender per gesetzlicher Verpflichtung (nicht freiwilliger) zu werden.

Wähler möchten Entscheidungen von Politikern/Parteien verstehen können, wie vorliegend die diskutierte Verpflichtung und Forderung einzelner Abgeordneter, dass ein lebender Mensch per Gesetz durch andere Menschen als tot (gehirntot) definiert wird und dann generell als sogenannter Organ- und Gewebespender, versehen mit diesem rechtlichen Status und damit vollkommen wehrlos, als lebender Körper, vollständig in Einzelteile zerteilt werden kann. Wähler möchten verstehen, wie vorliegend von mir - implizit - hinterfragt, welchen alles überragenden Nutzen es für die Menschheit hat, der diese Behandlung von Menschen rechtfertigen könnte.

Ihre Aussage, dass Organtransplantationen sehr gute Erfolgsaussichten haben, kann ich nicht nachvollziehen, weil ich diese Menschen nicht kenne, nur welche die kurz nach der Transplantation verstorben sind. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung versteht sich nach eigener Beschreibung als "Werbemedium" für die Organspende und liefert keinen Nachweis, wie diese Zahlen entstanden sind. Deswegen meine Frage nach einer wissenschaftlichen Studie, die diese Behauptung belegt!

Gibt es Ihrerseits Bestrebungen oder Initiativen im Parlament, eine Hauptursache von Nierenschäden, Bluthochdruck, durch großflächige und verpflichtende Vorsorgemaßnahmen weitestgehend zu verhindern?
In der Zahnmedizin sagt man Prophylaxe dazu, sie ist ein Standardtherapeutikum!
Dies wäre eine sichere und erfolgsorientierte Maßnahme, um Tote durch Organversagen und Leiden zu verringern.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Linseisen,

besten Dank für Ihre erneute Frage zum Thema Organspende, auf die ich hiermit abschließend antworte.

Einleitend möchte ich anmerken, dass es sehr viele Menschen gibt, die meine Einstellung zur Organspende verstehen. Darunter sind auch Menschen, die meine Position nicht teilen.

Der Mensch in einer freien Gesellschaft hat viele Rechte, aber auch Pflichten. Nach meiner Auffassung ist es solidarisch und gerechtfertigt, eine Entscheidung jedes Einzelnen mit Ja oder Nein, also für oder gegen die eigene Spende zu verlangen. Sie sagen „Nein“ und alle von Ihnen aufgeworfenen Fragen zum Hirntod und „wehrlos“ sind hinfällig. Und in dem Fall, dass Sie selber schwerst erkranken und der Arzt Ihnen die Frage stellt, ob Sie ein Organ gespendet haben wollen, können Sie ebenfalls mit „Nein“ antworten. Dann stellt sich für Sie auch nicht die Frage der Erfolgsaussichten.

Sie sehen, dass „mein“ Modell Ihnen als Gegner von Organspenden Ihre Entscheidungsfreiheiten nicht nur lässt, sondern Ihre Entscheidung akzeptiert!

Zur Prävention: Ja, es gibt seit Jahren viele Initiativen von Politik und Krankenkassen, die Prävention zu verbessern, mehr dafür zu werben und Anreize zu schaffen. Von der gesunden Ernährung über medizinische Angebote für mehr Bewegung bis hin zu bundesweiten Kampagnen zur Früherkennung.

Zum Abschluss nochmals eine grundsätzlichere Anmerkung:
Wenn ich Ihre Darlegungen in den vorherigen Fragen und der aktuellen im Zusammenhang betrachte, so geht es Ihnen nicht wirklich um die Frage, ob die aktuelle Regelung zur Organspende beibehalten wird oder die s. g. Widerspruchslösung eingeführt wird. Es geht Ihnen darum, Organspenden „an sich“ strikt zu verurteilen, ihnen jegliche medizinische und ethische Berechtigung abzusprechen. Selbst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstellen Sie, nicht auf der Basis wissenschaftlicher Forschung zu informieren. Ich denke, dass in dieser, Ihrer Grundhaltung zum Thema das Hauptproblem liegt, warum Sie niemals meine Darlegungen tolerieren können.

Zur BZgA übrigens der von mir der absolut nicht provokant gemeinte Rat, doch einfach mal der Bundeszentrale zu schreiben und die wissenschaftlichen Quellen zu erfragen, so diese auf der Seite zur Organspende nicht ersichtlich sind.

Mit freundlichen Grüßen,

Gustav Herzog