Senkung von CO2 Immisionen: wäre die CDU bereit die Laufzeit der noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland zu verlängern, wenn hierdurch Kohlekraftwerke ab 2030 vorzeitig vom Netz genommen würden?

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Hans-Jürgen Thies
CDU
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Frage von Ralf N. •

Senkung von CO2 Immisionen: wäre die CDU bereit die Laufzeit der noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland zu verlängern, wenn hierdurch Kohlekraftwerke ab 2030 vorzeitig vom Netz genommen würden?

Sehr gegehrter Herr Thies, in der Klimaschutzpolitik ist die CO2-Senke eine der wichtigsten Herausforderungen. Atomkraftwerke produzieren kein CO2. Wenn die Laufzeit unserer noch aktiven Atomkraftwerke verlängert wurde, könnten Kohlekraftwerke entsprechend früher geschlossen werden und somit der CO2 -Ausstoß in Deutschland deutlich verringert werden.
Würden Sie als wiedergewählter MDB dieser Alternative zustimmen ?
Diese Frage sollte aber nicht als Forderung für neue Atomkraftwerke angesehen werden !!!
Mit bestem Gruß
Ralf Neuheuser

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr N.,

 

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 12.09.2021.

Vor 35 Jahren ereignete sich der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl. Dessen Auswirkungen waren verheerend. Das freigesetzte radioaktive Material  wurde über der Ukraine, der Russischen Föderation und Belarus sowie auch in geringerem Maß über Regionen in Skandinavien und Mitteleuropa verteilt. In den Gebieten mit der höchsten Strahlenbelastung lebten zum Zeitpunkt des Unfalls 5 bis 7 Millionen Menschen. Die Region um Tschernobyl ist immer noch hochgradig verstrahlt. Menschen können hier in absehbarer Zeit nicht mehr leben, ohne sich hohen Strahlendosen auszusetzen. Das freigesetzte Plutonium wird noch etwa 24.000 Jahre Strahlungen abgeben. Aufgrund fehlender Alternativen und seiner hohen Effizienz hat die Bundesregierung trotz der potentiellen Gefahr an der Kernenergie festgehalten. Die Katastrophe von Fukushima, jedoch, war ein Warnschuss, den die Politik nicht überhören konnte. Selbst das Hochtechnologieland Japan war nicht in der Lage, die Sicherheit seiner Anlage und dementsprechend den Schutz seiner Bevölkerung zu garantieren. Zweifelsohne war die Entscheidung der Bundesregierung über den Ausstieg aus der Kernenergie im Jahre 2011 eine energiepolitische Zäsur. Für mich war die Entscheidung jedoch alternativlos. Die Bewahrung der Schöpfung und Schutz der Bevölkerung gehören zu den Kernanliegen der CDU.

Energiepolitisch stehen wir vor einer weiteren Mammutaufgabe. Der Klimawandel zwingt uns dazu, möglichst rasch CO2-neutral zu wirtschaften. Wir zeigen als eines der größten Industrieländer, dass es möglich ist, Kernenergie und Kohle zu ersetzen und zugleich neue wirtschaftliche Perspektiven für die betroffenen Regionen und Beschäftigten zu schaffen. Das Ziel muss es sein, eine effiziente, nachhaltige, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands zu sichern. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung lag vor 10 Jahren etwa bei 20 Prozent. Aktuell stehen wir im Strombereich bei einem Anteil von 46 Prozent – Tendenz stark steigend.

Ich bin also zuversichtlich, dass wir unsere ambitionierten Ausbauziele erreichen können. Zum Beginn kommender Legislaturperiode müssen wir allerdings eine Zwischenbilanz ziehen und eine ehrliche und sachliche Debatte darüber führen, ob es aus klimapolitischen Gesichtspunkten nicht doch ratsam wäre, der Kernenergie eine verlängerte Übergangsfrist zu gewähren.

 

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Jürgen Thies

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