Frage an Harald Weinberg bezüglich Gesundheit

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Harald Weinberg
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Frage von Norbert H. •

Frage an Harald Weinberg von Norbert H. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Herr Weinberg,

seit Jahr und Tag wird über die Kosten im Gesundheitssystem diskutiert, bzw. steigen diese Kosten immer weiter an. Meine Frage dazu: stimmt es, dass es in Deutschland über 300 gesetzliche Krankenversicherungen, Innungs- und Betriebskrankenkassen sowie Ersatzkassen gibt, mit Vorständen, Verwaltungsräten und Direktoren? Wenn ja, warum werden so Viele benötigt? Besteht dort nicht ein gehöriges Einsparungspotential?

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Sehr geehrter Herr Heinrich,

vielen Dank für Ihre Frage. Am 01.01.2010 gab es etwa 169 Krankenkassen. Die Anzahl hat seit 1991 - damals gab es über 1200 - stetig abgenommen.

Soweit die Fakten. Man kann das verschieden bewerten.

Negativ an dieser Entwicklung ist, dass die Versicherten es immer mehr mit recht anonymen großen Einrichtungen zu tun haben und die eigene Krankenkasse nicht mehr im Heimatort oder -kreis (als AOK) oder im Betrieb (als BKK) persönlich greifbar und erlebbar ist.

Positiv daran ist, dass man tatsächlich weniger Vorstände braucht. Und zudem kann auch niemand behaupten, dass er zur Wahl seiner Krankenkasse eine Breite von 169 Kassen braucht oder aber die unterschiedlichen Angebote überblicken kann. Dafür würden auch ein bis zwei Duzend Kassen völlig ausreichen.

Zum Einsparpotential: Immer wieder wird behauptet, dass eine Reduktion der Anzahl der Kassen ein großes Einsparpotential mit sich brächte. Das stimmt so nicht. Die Verwaltungsräte arbeiten ehrenamtlich - es werden also nur Aufwandsentschädigungen gezahlt. Die Vorstände haben in der Tat oft ein Einkommen, das jenseits von Gut und Böse liegt, bis hin zu 270000 Euro im Jahr für den Vorsitzenden plus das Einkommen der übrigen Vorstandsmitglieder plus Dienstwagen plus Alterssicherung plus Boni. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als das, was entsprechende Positionen in der Wirtschaft bringen, aber deutlich mehr, als Normalverdiener sich vorzustellen wagen. Wie dem auch sei: Wenn Sie sich vorstellen, dass dieser Vorstand insgesamt 4 Millionen Euro im Jahr kostet, entspricht dies bei 7,5 Millionen Versicherten einem Jahresbeitrag von gut 50 Cent pro Versichertem und Jahr. Gemessen an den durchschnittlichen Ausgaben pro Versichertem (knapp 2400 Euro im Jahr) spielt dieser Betrag quasi keine Rolle.

Die Verwaltungskosten der Kassen betragen etwa 5 bis 6 Prozent. Hier können Sie aber durch Fusionen auch nicht viel sparen, da der Löwenanteil der Verwaltungskosten auf die Betreuung der Mitglieder fällt, die auch nach einer Fusion stattfinden muss.

Ich bin durchaus dafür, die Anzahl der Kassen zu reduzieren. Man darf sich jedoch keine Illusionen machen, dass man damit einen nennenswerten Anteil zur Senkung der Beitragssätze leisten würde.

Mit freundlichen Grüßen
Harald Weinberg MdB