Frage an Jens Kerstan bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

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Jens Kerstan
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage an Jens Kerstan von Rolf W. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Wird es, falls die "Grünen" die Bürgermeisterin stellen, zu einer Bebauung, Zerstörung von Oberbillwerder kommen?

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Bündnis 90/Die Grünen

Wir Grüne stehen ohne wenn und aber dafür, Hamburg als grüne Stadt zu bewahren und zu stärken. Ein ebenso wichtiges Ziel ist es aber auch, dafür zu sorgen, dass Hamburg für Normal- und Geringverdiener bezahlbar bleibt und diese nicht aus der Stadt verdrängt werden, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen können. Diesen Zielkonflikt aufzulösen, bedeutet manchmal harte Entscheidungen mittragen zu müssen, die nicht nur einem dieser beiden Zielen Vorrang einräumt, sondern einen Kompromiss aus beidem beinhaltet. Das ist bei Oberbillwerder der Fall.
In Hamburg leben jetzt über 100.000 Menschen mehr als noch vor 10 Jahren. Die Stadt wächst um mehr als 15.000 Einwohner netto, jedes Jahr. Diesen Zuwachs kann man nicht ausschließlich durch Innenverdichtung - mehr als 80% der zu bauenden Wohnungen sollen so errichtet werden - unterbringen.
Bergedorf als der flächenmäßig größte aber gleichzeitig am wenigsten dicht bewohnte Bezirk Hamburgs kann sich seinem gerechten Anteil der zu errichtenden Wohnungen nicht entziehen, wenn Hamburg 10.000 Wohnungen jährlich - davon 3.000 Sozialwohnungen - errichten will.
Auch wenn eine neue Großsiedlung in Oberbillwerder auf der grünen Wiese ein schmerzlicher Eingriff in die Kulturlandschaft ist, der mir schwerfällt, ist es vor diesem Hintergrund, verglichen mit den Alternativen, die beste und vertretbarste Lösung.
Der Eingriff findet überwiegend auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen statt, die naturschutzfachlich keinen hohen Wert besitzen. Würde man auf Oberbillwerder führ Wohnungsbau in Bergedorf verzichten wollen, müsste man tausende Wohnungen an vielen Standorten in den Vier- und Marschlanden errichten. Der ländliche und naturnahe Zustand der Vierlande würde dadurch in seiner Gesamtheit zerstört. Deshalb haben wir Grüne dafür gesorgt, dass weitere in den Vier- und Marschlande geplante Standorte als Kompensation für Oberbillwerder für das Wohnungsbauprogramm ersatzlos gestrichen wurden.
In Oberbillwerder wird ein neuer autoarmer Stadtteil an einer S-Bahnstation entstehen, der höchsten nachhaltigen Standards entspricht und dessen Masterplan wegen seiner hohen Standards ausgezeichnet wurde. Deshalb stehe ich zu der Entscheidung der Senatskommission für Stadtentwicklung, der ich angehöre, den Bezirk anzuweisen, einen Bebauungsplan für Oberbillwerder aufzustellen. Wir Grüne werden diese Entscheidung nach der Bürgerschaftswahl, auch mit einer möglicherweise grünen Bürgermeisterin, nicht zurück nehmen.