Was tun Sie konkret für die wichtige öffentliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den Familien, Kirchen, Sportvereinen, Schulen und Betreuungseinrichtungen?

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Jochen Kohler
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Frage von Jutta S. •

Was tun Sie konkret für die wichtige öffentliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den Familien, Kirchen, Sportvereinen, Schulen und Betreuungseinrichtungen?

Sehr geehrter Herr Kohler,

Warum haben Sie gegen die Einführung eines unabhängigen Missbrauchsbeauftragten gestimmt?
Was tun Sie konkret präventiv gegen Missbrauch?
Was tun Sie konkret für die wichtige öffentliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den Familien, Kirchen, Sportvereinen, Schulen und Betreuungseinrichtungen?

Missbrauch zerstört die Fähigkeit, sich selbstständig zu wehren und als Persönlichkeit für die eigenen Belange einzutreten. Nicht selten hat Missbrauch auch Auswirkungen auf die Kinder der missbrauchten Person, denn die Persönlichkeitsstörungen bleiben Jahrzehntelang bestehen.

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Sehr geehrte Frau S.,

leider müssen wir immer wieder feststellen, dass sexueller Kindesmissbrauch keine Randerscheinung in unserer Gesellschaft ist, sondern mitten unter uns stattfindet: In Schulen, in Kindergärten, in Sportvereinen, in Kinderheimen und sogar auch innerhalb der Familie. Natürlich sind betroffene Institutionen zunächst einmal selbst gefordert, Missbrauchsfälle und interne Strukturen, die Missbrauch ermöglichen oder begünstigen, umfassend und ohne falsche Rücksichtnahme aufzuklären und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Daneben muss aber auch der Staat – neben einem konsequenten Vorgehen gegen die Täter durch Polizei und Justiz – den Betroffenen Hilfestellungen geben. In Bayern gibt es daher umfassende Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene, insbesondere besteht ein dichtes Netz an kommunalen und staatlichen Anlaufstellen für Missbrauchsopfer mit klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen. Erste Ansprechpartner bei jeglicher Form der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sind die 96 Jugendämter. Das Sozialministerium unterstützt die Kommunen im Rahmen freiwilliger Leistungen, insbesondere durch Förderprogramme. Dadurch gibt es flächendeckend in Bayern 120 interdisziplinäre KoKi-Netzwerke (Koordinierende Kinderschutzstellen) und 180 Erziehungsberatungsstellen. Zudem gibt es seit 2011 die Bayerische Kinderschutzambulanz als landesweites Kompetenzzentrum im Kinderschutz.

Seit August 2023 gibt es zudem eine Bayerische Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt. Betroffene erhalten dort erste und schnelle Hilfe. Sie werden an das flächendeckende, bestehende Hilfesystem vermittelt, das staatliche und nichtstaatliche Anlaufstellen umfasst. So müssen Betroffene nicht lange suchen, wohin sie sich wenden können. Gerade in psychischen und physischen Ausnahmesituationen ist das eine wichtige Erleichterung. Nähere Informationen finden Sie unter: https://www.blja.bayern.de/hilfen/anlaufstelle/  

Klar ist aber auch: Sensibilisierung und Prävention sind die Grundlage für einen erfolgreichen und flächendeckenden Gewaltschutz. Deshalb ist die Sensibilisierung ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts „Bayern gegen Gewalt“ der Bayerischen Staatsregierung. Für den Digitalen Lotsen wurde die Webseite „Bayern gegen Gewalt“ um den Bereich „Sexueller Missbrauch“ erweitert. Weitere Informationen finden Sie unter https://bayern-gegen-gewalt.de/

Grundsätzlich sind wir der Überzeugung, dass wir eine gut funktionierende Zusammenarbeit innerhalb der Regelstrukturen brauchen, um den Opfern bestmögliche Hilfe zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Kohler, MdL
 

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