Frage an Karin Logemann bezüglich Bildung und Erziehung

Karin Logemann
Karin Logemann
SPD
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Frage von Melanie K. •

Frage an Karin Logemann von Melanie K. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Frau Logemann,

ich bin Elternratsvorsitzende unserer KiTa in Brake/Hammelwarden.
Mit bedauern müssen wir feststellen, dass, seit diesem Jahr, bei Ausfall einer Erzieherin durch Krankheit oder Urlaub, frühestens nach drei Tagen ein Antrag auf eine Springerkraft gestellt werden darf und dieser meistens nicht bedient werden kann, da keine Springerkraft zur Verfügung steht.
So kommt es häufiger vor das eine Erzieherin alleine mit 10 Krippenkindern (0-3Jahre) "klarkommen" muss, inklusive Wickeln und Füttern.
Oder das eine einzige Person mit 20 Kindern Vorschularbeit macht und gleichzeitig 10 3-4 jährige betreut.
Ein nicht tragbarer Zustand!
Fortbildungen unserer Erzieherinnen (während der Arbeitszeit) werden von vorneherei abgelehnt.

Es werden also höchstens 50% Leistung erbracht wobei wir 100% Gebühren zahlen müssen (was schnell mal 200€ für einige Familien sind)

Wie stehen sie zu diesem Thema?

MfG M.Klaas

Karin Logemann
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Klaas,

Sie haben Recht, der Zustand ist unzumutbar für Eltern, Kinder und Erzieherinnen. Mein Ziel ist es die Bildung in Niedersachsen nicht nur kostenfrei zu stellen, sondern vor allem eine qualitativ bessere Versorgung mit Personal in den Einrichtungen zu erwirken. Ich setze mich dafür ein, dass eine Drittkraft in der Kinderbetreuung der Standard ist. Da den Kommunen hierfür oft die finanziellen Mittel fehlen, sind diese auf finanzielle Unterstützung aus Hannover angewiesen. Gerade in Brake gibt es große haushaltstechnische Probleme weil die Stadt schon erhebliche Summen in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert hat. Zukünftig heißt es nicht nur den quantitativen Ausbau, sondern vielmehr die Qualität in den Vordergrund zu stellen. Was bringen uns die vorhandenen Krippenplätze, wenn diese nicht mit einem sinnvollen pädagogischen Gesamtkonzept hinterlegt sind. Zu diesem Gesamtkonzept gehört ohne Frage, die Änderung des vorhandenen Personalschlüssels um auf diese Weise die Erzieherinnen zu entlasten, damit so mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern übrig bleibt.

Ich befürworte im Kindergarten einen Personalschlüssel von 1:10 Kindern und in der Krippe einen Personalschlüssel von 1:5 einzuführen. Finanziell ist das möglich! Mit den 2 Mrd. Euro die jetzt für das Betreuungsgeld ausgegeben werden, hätte hier schon eine ganze Menge erreicht werden können.

Investitionen in die Bildung haben auf lange Sicht den größten Nutzen für unsere Gesellschaft. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass gerade im Bereich der Kinderbetreuung mehr Geld in die Hand genommen wird. Momentan investiert Niedersachsen mit 1089 € am wenigsten im bundesweiten Vergleich bei Kindern unter zehn Jahren. Als Beispiel, in Hamburg sind es 2372 €.

Bei dem Problem mit den sogenannten "Springerkräften" erkennen wir, dass sich der Beruf der Erzieherin und des Erziehers zum "Top-Mangelberuf in Niedersachsen" entwickelt hat und deshalb oftmals keine Springerkräfte zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund hat die SPD- Landtagsfraktion im November vergangenen Jahres folgende Vorschläge in den Landtag eingebracht um das Problem zu beheben:

"Der Landtag fordert die Landesregierung deswegen auf, unter Beteiligung aller Akteure, wie den kommunalen Spitzenverbänden, den Trägern der Jugendhilfe, den staatlichen und privaten Schulen für die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung, den Universitäten etc., unverzüglich einen Masterplan vorzulegen, der folgende Punkte beinhaltet:
1. Eine empirische Bedarfsanalyse zum genauen Personalbedarf in Kindertageseinrichtungen ist schnellstmöglich in Auftrag zu geben und vorzulegen, um auch regionale Differenzen zu berücksichtigen und die sich aus der veränderten Nachfrage und der demografischen Entwicklung ergebenden Veränderungen abzustimmen.
2. Die Kapazitäten an den staatlichen berufsbildenden Schulen sind für die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung dringend auszubauen. Dazu gehört, dass Schulen, die dazu bereit sind, auch weitere Klassen für Erzieherinnen und Erzieher einrichten können.
3. Es muss für die langfristige Sicherung der Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher ein weiterer Studiengang für das Lehramt mit der Fachrichtung Sozialpädagogik in Niedersachsen ein-gerichtet werden, da es nur in Lüneburg den Studiengang für diese Fachrichtung gibt.
4. Die Studienseminarplätze müssen für diese Lehrkräfte erhöht werden, damit ausreichend Lehrkräfte auch in der Zukunft zur Verfügung stehen.
5. Es müssen auch verwandte Berufsgruppen für den Beruf der Erzieherin und des Erziehers gewonnen werden. In Niedersachsen gibt es über 1 000 ausgebildete Sozialassistentinnen und -assistenten, die erwerbslos sind. Diese benötigen eine auf ihre Situation hin besondere qualifizierte zweijährige Erzieherinnen-/Erzieherausbildung und könnten dann bereits in zwei Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
6. Falls die Kapazitäten an den vorhandenen Schulen für die Ausbildung nicht ausreichen, sollten in Abstimmung mit der Arbeitsagentur Umschulungsmaßnahmen vorgenommen werden können, bei denen man auf die Ressourcen der Berufsförderungswerke in Niedersachsen zu-rückgreifen könnte. Diese haben aufgrund der zurückgehenden Reha-Maßnahmen noch Plätze frei und dort sind auch Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen vorhanden. Hier müsste ein entsprechendes Programm erarbeitet werden.
7. Das Land sollte gemeinsam mit allen Akteuren weitere Modelle der Ausbildung erproben. Da-bei können Möglichkeiten, wie eine echte duale Ausbildung in Kooperation mit den berufsbildenden Schulen und einer dreijährigen Ausbildung, wie z. B. in Baden-Württemberg, als Vorbild dienen.
8. Die Fortbildungsmaßnahmen müssen ausgeweitet werden. Das muss für die Fortbildungen der Lehrkräfte gelten sowie für begleitende Fortbildungsmaßnahmen für die Erzieherinnen und Erzieher, die in den Krippen tätig werden sollen.
9. Gemeinsam mit den Trägern der Einrichtungen sollten Anreize für mehr Vollzeitbeschäftigung geschaffen werden, damit möglichst viele Teilzeitbeschäftigte, die gern die Stundenzahl erhöhen möchten, das auch vornehmen können."

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen weiterhin, jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Karin Logemann

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