Liebe Frau Dröge, setzen Sie sich bei der Landesregierung für die Prüfung eines AFD Verbots ein?

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Katharina Dröge
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martina K. •

Liebe Frau Dröge, setzen Sie sich bei der Landesregierung für die Prüfung eines AFD Verbots ein?

Nachdem ich mich in den letzten Woche noch einmal umgehend mit dem Wahlprogramm, den Aussagen und dem Verhalten von AFD Mitgliedern beschäftigt habe, interessiert mich die Frage brennend. Insbesondere wenn ich beobachte, wie deren Aussagen zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen (wobei es bei der aktuellen Regierung durchaus auch ein paar Ansatzpunkte gibt, die zu kritisieren wären, aber gerade geht mir um die Prüfung eines AFD Verbots und Ihrer Meinung dazu. Vielen Dank für eine Antwort,
Martina K.

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Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau K.

vielen Dank für Ihre Frage.

Wir teilen Ihren Blick auf die AfD. Seit ihrer Gründung vor mittlerweile zehn Jahren hat sich die AfD stetig radikalisiert und hat sich zu einer offen rechtsextremen Partei entwickelt. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, musste man sich nur die Reden auf dem Europarteitag in Magdeburg anschauen. Durchgesetzt haben sich am Ende gerade die Kandidat*innen, die besonders radikal nationalistische und völkische Töne angeschlagen haben. Viele der Reden waren durchzogen mit rechtsextremen Verschwörungsnarrativen, wie das vom „großen Austausch“, und antisemitischen Codes. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang hat hierzu klar Stellung genommen. Seinen Einschätzungen und Einordnungen kommt hohes Gewicht zu. Wir begrüßen es, dass der Verfassungsschutz die Gefahr von rechts mittlerweile mehr als früher ernst nimmt. Die AfD will offen ein anderes Europa ohne die EU und eine autoritäre Wende in Deutschland. Sie steht für einen völkischen Nationalismus und ist am Ende im Kern eine rechtsextreme Partei, sie ist die größte Gefahr für unsere Demokratie in dieser Zeit.

Es gibt zahlreiche Personen aus dem AfD-Spektrum, die sich in der Nähe von Gewalttäter*innen oder gewaltbereiten Personen positionieren. In zahlreichen Aussagen und Handlungen von Personen aus dem Bereich der AfD wird zudem immer wieder eine Haltung deutlich, die die Menschenwürde anderer, vor allem von Minderheiten, klar negiert. Das wurde in den vergangenen Wochen noch einmal mehr als deutlich. Deshalb beobachtet der Verfassungsschutz die AfD in diesem Bereich zu Recht als Verdachtsfall.

Die Wahlerfolge der AfD in Sonneberg und Raguhn-Jeßnitz und die derzeitigen hohen Umfragewerte der AfD zeigen leider, dass die Partei mittlerweile in ganz Deutschland ein hohes Wähler*innen-Potential hat. Dem müssen sich alle demokratischen Parteien und die engagierte Zivilgesellschaft entschlossen und solidarisch entgegenstellen. Deshalb wollen wir beispielsweise die Zivilgesellschaft durch das Demokratiefördergesetz nachhaltig stärken.

Es gibt gewichtige Argumente dafür, dass die AfD die Kriterien für ein Verbot erfüllt. Aber es gibt auch gewichtige Gründe, die momentan gegen ein Verbotsverfahren sprechen. Die Schwellen für ein Parteiverbotsverfahren sind aus guten Gründen sehr hoch, denn ein Parteiverbot ist ein tiefgreifender Eingriff. Für ein aussichtsreiches Verfahren müssen sie zwingend erfüllt sein. Seien sie versichert, dass wir die Entwicklungen sehr genau beobachten. Für uns ist klar, dass die AfD als reale Gefahr für unsere Demokratie, als reale Gefahr für die Menschen, die Ziel ihrer Hetze und Ausgrenzungspolitik sind, und als reale Gefahr für das friedliche Zusammenleben in Europa politisch und gesellschaftlich sowie mit allen geeigneten rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen ist. Das setzt voraus, dass alle demokratischen Kräfte an einem Strang ziehen. Denn hierbei geht es nicht um eine Auseinandersetzung im politischen Tagesgeschäft. Hier geht um dem den demokratischen Grundkonsens.

Für uns ist daher klar, dass es – auf allen politischen Ebenen – keine Zusammenarbeit mit der AfD geben darf. Das bedeutet, dass keine gemeinsamen Anträge gestellt werden und Anträgen der AfD nicht zugestimmt wird. Außerdem darf es keine „Normalisierung“ der AfD geben. Das bedeutet, dass keine demokratische Partei ihre Inhalte und ihrer Sprache übernehmen darf.

Wir werden die Debatte und die Entwicklung der AfD weiter aufmerksam beobachten und daraus unsere Schlüsse für das weitere Vorgehen ziehen. Ihr Vorstoß leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Mit freundlichen Grüßen

Team Dröge

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