Warum steigen die Stromkosten für den Bürger immer weiter, obwohl schon über 50% des Stromes aus erneuerbaren Energien gewonnen werden?

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Katharina Dröge
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Frage von Uwe C. •

Warum steigen die Stromkosten für den Bürger immer weiter, obwohl schon über 50% des Stromes aus erneuerbaren Energien gewonnen werden?

51,8% (Bundesumweltamt) des Stroms in Deutschland wird aktuell über erneuerbare Energien erzeugt!

Seit Jahren wird in Deutschland der Ausbau der Windkraft- und Photovoltaikanlagen vorangetrieben, auch mit Steuergeldern.

Vorige Woche hat mir mein Stromanbieter eine weitere beträchtliche Erhöhung des Verbrauchspreises für Strom und des Grundpreis für die nächsten 12 Monate angekündigt.

Nach Durchsicht meiner Unterlagen der letzten 10 Jahre, mußte ich feststellen, dass sich meine Stromkosten in dieser Zeit mehr als verdoppelt haben, obwohl ich regelmäßig den Anbieter wechsele! Bisher hat mir Ihr Umstieg auf erneuerbare Energien bei Strom nur sehr viel höhere Kosten gebracht!

Wann kann ich endlich mit sinkenden Stromkosten rechnen?

Werden Sie da etwas unternehmen, wenn ja, was?

Oder muß ich damit weiter leben, das die Nutzung der erneuerbaren Energien bei Strom, nur meine Kosten erhöht?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr C.

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Energiewende ist das Herzstück der klimaneutralen Erneuerung unseres Wohlstandes. Sie ist Voraussetzung dafür, dass Deutschland sein Ziel, 2045 klimaneutral zu sein, erreichen kann. Eine erfolgreiche Energiewende bedeutet, dass die Energieversorgung bezahlbar, sicher, und gleichzeitig sauber, also klima- und umweltfreundlich, ist. Der starke Ausbau seit Beginn der Ampel-Koalition hat dazu beigetragen, dass die Strompreise für Neukunden derzeit wieder nahezu auf dem Niveau liegen, auf dem sie sich vor dem russischen Angriffskrieg befunden haben. Zu Ihrem persönlichen Stromtarif können wir keine näheren Angaben machen. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Preisunterschiede zwischen den Anbietern groß sind. Daher lohnt immer ein Vergleich. Weitere Informationen erhalten sie über die Verbraucherzentralen (z.B. hier: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/preise-tarife-anbieterwechsel/so-finden-sie-den-passenden-strom-oder-gastarif-6436). 

Die Energiewende und die Bedingungen, unter denen sie gelingt, sind immer wieder Gegenstand kontroverser Debatten. Festzuhalten ist: Dank der intensiven Anstrengungen der letzten Jahre ist die Energiewende inzwischen weit fortgeschritten. Das zeigt sich insbesondere im Strombereich. 2023 konnten wir in Deutschland erstmals über die Hälfte des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken. 

Insgesamt ist die Energiewende auf Kurs, wie die neuen Zahlen zeigen. Wichtig ist es nun, Kurs zu halten, um Planungs- und Investitionssicherheit zu schaffen, damit sich die nun entfachte Dynamik noch stärker entfalten kann. 

Bis 2030 soll der Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen, bis 2035 soll das Stromsystem weitestgehend klimaneutral sein. Eine klimaneutrale Stromversorgung ist auch deshalb zentral, weil wir unsere Klimaziele in fast allen anderen Sektoren entweder unmittelbar (Elektroautos, Wärmepumpen) oder mittelbar (grüner Wasserstoff, E-Fuels) durch eine umfassende Elektrifizierung erreichen und dafür sauberen Strom brauchen. 

Freilich ist die Energiewende ein hochkomplexer Veränderungsprozess, der alle staatlichen Ebenen – von der Kommune bis zur EU – und eine Vielzahl privater Akteure herausfordert. Sie modernisiert einen Kernbereich unserer Gesellschaft und Volkswirtschaft von Grund auf. Bei diesem Um- und Neubau werden immer wieder Hindernisse auftauchen, an der ein oder anderen Stelle Verzögerungen oder unerwartete Dynamiken. Entscheidend ist nicht, ob in jedem Punkt jede einzelne Jahreszahl gehalten wird, sondern ob die Richtung und das Tempo grundsätzlich stimmen und ob mit den nötigen Veränderungen die zentralen Ziele – die Versorgungssicherheit, der Klimaschutz und die Bezahlbarkeit – eingehalten werden. 

Das ist aktuell der Fall: Die umfangreichen Beschleunigungen der letzten zweieinhalb Jahre zeigen Wirkung, das Tempo hat deutlich angezogen und alles weist in die angestrebte Richtung: Die Genehmigung und der Bau von Solar- und Windanlagen haben deutlich an Dynamik gewonnen. Der Netzausbau hat sich spürbar beschleunigt: 2023 wurden viermal so viele Trassenkilometer genehmigt wie 2021. Die Emissionen bei der Stromerzeugung sinken deutlich, die Klimaziele für 2030 sind laut aktueller Prognose des Umweltbundesamts erstmals erreichbar. Gleichzeitig liegt die Versorgungssicherheit auf einem sehr hohen Niveau, Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Versorgungsqualität. Die Strompreise am Spotmarkt sind nahezu auf Vorkrisenniveau gesunken, ebenso die Strompreise für private Haushalte (Neukundenverträge). Die Strompreise für die Wirtschaft sind wieder deutlich gefallen. 

All das ist auch Ergebnis der ambitionierten Novellierung der deutschen Energiegesetze, die die Bundesregierung über die letzten beiden Jahre beschlossen hat. Ein Teil davon ist die umfassende EEG-Reform, die zu Jahresbeginn 2023 in Kraft getreten ist, gefolgt von weiteren Maßnahmen. Unter anderem die Umsetzung der EU-Notfallverordnung zur Beschleunigung des Ausbaus von Erneuerbaren Energie und Netzen, die Wind-an-Land-Strategie, die PV-Strategie und ganz aktuell das Solarpaket I, die Maßnahmen zur Strompreissenkung für die Industrie, das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende und die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes. Vor allem die Übernahme der EEG-Kosten in den Bundeshaushalt hat die privaten Haushalte und viele Unternehmen massiv entlastet. 

Diese vielen Stellschrauben wirken. Eine neue Ausbau-Dynamik ist erreicht.

Mit freundlichen Grüßen

Team Dröge

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