Sehr geehrter Herr Tümmel,

besten Dank für Ihre Frage, die klar beantwortet werden kann: Weil es stets auch einer Einmischung - ob nun durch politische Ränkespiele, Waffenlieferung oder militärische Intervention - zu verdanken ist, dass es zu den genannten Zuständen kommt. Der Balkankrieg wäre vermutlich gar nicht ausgebrochen, hätten sich die westeuropäischen Staaten für eine friedliche Lösung der Spannungen in Jugoslawien eingesetzt und als Diplomaten und Vermittler agiert. Stattdessen hat man die nationalistischen Fliehkräfte mit der voreiligen Anerkennung von Slowenien und Kroatien befördert - sowohl in diesen Teilrepubliken, als auch in Serbien. Und wenn ich mich richtig entsinne, so waren fast alle der westeuropäischen Staaten gar nicht glücklich über Deutschlands Alleingang. Wohl ahnten sie, was daraus folgen kann.
Es gibt keine Wirkung, keine Kriege ohne Ursache - und gerade Deutschland mit seiner enormen, exportorientierten Wirtschaftsmacht und seinem daraus resultierenden Hunger nach Märkten und Ressourcen, ist meistens auf der Ursachenseite beteiligt. Ich glaube kein Wort von Herrn Gaucks Reden, ich halte es da eher mit Volker Pispers: "Es geht in der Weltpolitik nicht um Menschenrechte, sondern um Schürfrechte". Es scheint eher so, als ob der Bundespräsident vorauseilend rechtfertigt, was man sich als Option in der Außenpolitik vorbehält: Kriege zu führen.
DIE LINKE ist deshalb konsequent für eine gewaltfreie Außenpolitik. Wer Gewalt nur androht, als Option betrachtet, ist im Prinzip schon im Krieg - denn was bleibt ihm denn, wenn die Drohung nicht wirkt?
Wie übrigens Kriege gemacht und gerechtfertigt werden, dafür gibt es eine beklemmende WDR-Dokumentation. "Es begann mit einer Lüge - Deutschlands Weg in den Kosovokrieg". Hier wird eindrucksvoll beschrieben, wie die Öffentlichkeit manipuliert, belogen und hintergangen wurde. Ich kann Sie Ihnen sehr empfehlen, z.B. im Internet ist sie zu finden.

Mit freundlichen Grüßen,
Katja Kipping