Frage an Katja Kipping bezüglich Soziale Sicherung

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Katja Kipping
DIE LINKE
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Frage von Stephan M. •

Frage an Katja Kipping von Stephan M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Kipping,

wieso legt die Linke aktuell so einen Schwerpunkt auf identitätspolitische Fragen?

Ist das auch einer Art Fatalismus geschuldet, weil sich die Linke in den großen Fragen dem System letztlich beugt und dann eben versucht das System zu partikularisieren?

Wieso glaubt die Linke, dass sich die gesellschaftliche Befreiung anhand der widerstreitenden Dichtomien Unterdrückter und Unterdrückte und deren Überwindung realisieren lässt? Soweit ich es verstehe, zielt das primär auf die materielle Seite des Prozesses ab, also auf das, was sich messen, zählen und wiegen lässt.

Wäre es nicht sinnvoller das Gemeinsame in den Menschen zu betonen und sie so zu motivieren freiwillig zusammenzufinden? Der Milliardär und der Bettelarme haben viel gemeinsam, man muss nur genau hinsehen. Sie sind u.a. in letzter Instanz beides Kinder des Systems und spielen Ihre Rollen. Beide wollen glücklich sein und sind es in der Regel nicht, obwohl sie es sein könnten, unabhängig von ihrer Situation. (Damit will ich nicht leugnen, dass es gravierende materielle Ungerechtigkeiten gibt, die wir angehen sollten.)

Müsste die Linke sich, um das zu erreichen nicht spiritueller aufstellen, um den Menschen und seine Motive besser verstehen zu können und um Botschaften geben zu können, die weit über Aufrufe zur Solidarität und gegen Rassismus hinausgehen?

Mit freundlichen Grüßen
S. M.

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Herr M.,

vielen Dank für Ihre Anmerkungen und Meinungen. Fatalismus ist in meiner Partei nicht anzutreffen. DIE LINKE ist eine lebendige Partei in Bewegung, die mit fast 7.000 Abgeordneten in Kommunal-, Kreis- und Landesparlamenten und über 60.000 Aktiven an der Basis das Land verändert. Wir beteiligen uns an Protesten, Bündnissen und der Diskussion über die Zukunft.

Wir betonen nicht das Gemeinsame - wir fördern es. Wir kämpfen dafür, dass sich Reiche und Arme überhaupt begegnen können - in öffentlichen Schulen und gemeinsamem Lernen, im öffentlichem Raum sowie Städten und Gemeinden, in denen alle Menschen Platz haben und nicht nur solche mit hohen Einkommen.

Anders als Sie meinen, geht das weit über Appelle hinaus. Unsere Arbeit besteht in praktischer Solidarität und eben in konkretem politischen Handeln sowohl in drei Landesregierungen als auch als große Oppositionspartei im Bund in den Ländern sowie als Teil der linken Abgeordnetengemeinschaft im Europaparlament.

Herzliche Grüße
Katja Kipping