Frage an Katrin Göring-Eckardt von Gisela B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
kurz zur Sendung von Anne Will: Ich gebe Ihnen Recht. Wir leben heute in der BRD in einer multikulturellen Gesellschaft, die sich als solche immer wieder verändert und auch verändern soll. Natürlich ist es wichtig, offen für viele verschiedene Kulturen zu sein und natürlich sollte man nicht pauschal von dem Islam und den Muslimen sprechen. Aber als Sie eben so ganz pauschal davon sprachen, dass offensichtlich ein breiter Rassismus in der Mitte Deutschlands existiert, war ich ehrlich gesagt entsetzt, wie sie ganz pauschal die Gruppe von Menschen, die einige Thesen von Herrn Sarrazin für richtig und wichtig halten - in einen Topf werfen. Ich bin froh um die Debatte, die Herr Sarrazin losgetreten hat, und bin darum aber sicher kein Rassist. Genauso wenig wie viele andere, die die offensichtlichen Integrationsprobleme (die es gibt, wenn auch nicht pauschal aber doch bei einer großen Gruppe von Migranten) endlich einmal diskutieren wollen, ohne in die Ecke "ausländerfeindlich" gestellt zu werden, was Sie damit leider getan haben. Ich fand Ihre Äußerung sehr bedenklich und werde in Zukunft Ihre Aussagen und die von den Grünen im allgemeinen sehr kritisch weiterverfolgen, da ich in den letzten zwanzig Jahren vielleicht zu unkritisch mein Kreuz gegeben habe. Mir fehlte bei Ihnen heute, aber auch bei anderen Mitgliedern der Grünen, in der "Integrationsdebatte" die nötige Differenzierung - genau das, was Sie (unter anderem) Herrn Sarrazin vorwerfen. Sollte ich Sie falsch verstanden haben, würde ich mich freuen, wenn Sie mir erklären würden, was Sie mit Ihrer Bemerkung meinten.
Mit freundlichen Grüßen
G. Binder
Sehr geehrte Frau Binder,
vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst einmal liegt es Frau Göring-Eckardt sehr am Herzen, dass Sie wissen, dass sie mit ihrem Satz zum Rassismus in der Mitte der Gesellschaft niemanden persönlich als Rassisten diffamieren wollte. Dennoch hält sie an ihrer grundsätzlichen Meinung fest, dass es Rassismus bei weitem nicht nur an den extremen Rändern der Gesellschaft gibt. Tatsache ist, dass eine Studie von Oliver Decker und Elmar Brähler aus dem Jahr 2006 aufgezeigt hat, dass 34,9 Prozent der Befragten der Ansicht waren, man solle Ausländer in ihre Heimat zurückschicken, sofern die Arbeitsplätze knapp werden. Darüber hinaus führte diese Studie auf, dass 39,1 Prozent der Meinung sind, "dass Deutschland durch die vielen Ausländer in gefährlichem Maße überfremdet ist."
Frau Göring-Eckardts Anliegen war es in erster Linie, auf Probleme aufmerksam zu machen. Das Thema Integration sorgt für Spannungen in der Gesellschaft, mit deren Gründen wir uns grundsätzlich auseinandersetzen müssen. Damit Integration gelingen kann, ist es aber notwendig, dass wir Integration als einen wechselseitigen Prozess betrachten.
Dafür müssen wir lernen, nicht nebeneinanderher, sondern miteinander zu leben. Dies ist Aufgabe der gesamten Bevölkerung. Misstrauen und Angst der Nichtmuslime und auch die Isolation und Vorsicht der Muslime müssen abgebaut werden.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt