Frage an Katrin Göring-Eckardt bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Christine G. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Christine G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Göring- Eckardt,

wie durch das Internet bekannt wurde, äußert Herr Özdemir in einem Bürgerschreiben, dass seiner Einschätzung nach „die Christlich-abendländische Kultur als solche nicht existiert. Vielmehr wird sie konstruiert, um andere Gruppen von ihr auszuschliessen“. (Zitat Özdemir) (Quelle: http://www.orientierung-heute.de/oezdemir.pdf )

Wie stehen Sie als Ratsmitglied der Evangelischen Kirche Deutschlands zu dieser Stellungnahme Ihres Parteikollegen Özdemir?
Ist Ihrer Einschätzung nach zum Beispiel die orientalisch- islamische Kultur ebenfalls ein Konstrukt, um andere Gruppen auszuschliessen?

Mit freundlichen Grüßen
Chr. Gärtner

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Gärtner,

Vielen Dank für ihre Anfrage.

Meines Erachtens weisen Sie zurecht darauf hin, dass unsere Gesellschaft auf dem Boden eines christlich-jüdischen Kultur- und Wertekonsens aufbaut. Hieraus und besonders auch aus der Reformation sind Impulse für die Aufklärung hervor gegangen. In dieser Tradition hat sich schließlich auch die Idee der universellen Menschenrechte entwickelt auf der unsere Verfassung maßgeblich fußt. Meines Wissens wird diese kulturhistorische Entwicklung in meiner Partei nicht bestritten. Begriffe wie die der "christlich-jüdischen" und der "orientalisch-islamischen" Kultur können sicher kulturhermeneutisch sehr differenziert betrachtet werden, sie bergen allerdings auch stets die Gefahr exklusiv gebraucht zu werden. Hier bin ich der Meinung, dass unsere Verfassung zwar auf einem christlich-jüdischen Wertekonsens aufbaut, dass dies aber keineswegs bedeutet andere Kulturen auszuschließen, im Gegenteil. Der deutsche Staat ist sich der positiven Prägekraft der Religionen bewusst und steht ihnen deshalb neutral, aber wohlwollend gegenüber.

Als Christin sehe ich eine große Chance im persönlichen und theologischen Austausch mit dem Islam, um an einander zu wachsen und sich gemeinsam für das wohl aller zu engagieren, die in unserem Land leben. Dabei ist es sicher eine Herausforderung eigene Ängste vor dem, was fremd erscheint, zu überwinden. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass solche gemeinsamen Anstrengungen sich positiv für das gesellschaftliche Klima unserem Land auswirken werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Katrin Göring-Eckardt

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