Frage an Katrin Göring-Eckardt bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Thomas B. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Thomas B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

wie stehen Sie zur geplanten Papstrede vor dem Bundestag?

Ich halte die Kritik aus den Reihen der Grünen an der geplanten Papstrede im Bundestag keinesfalls für kleinkariert sondern sie ist m. E. völlig berechtigt. Die katholische Amtskirche versucht durch ihre hierarchische und autoritäre Struktur den Anschein zu erwecken, als spräche sie mit einer Stimme für alle Katholiken. Abweichende Meinungen, die von Theologen öffentlich geäußert werden, rufen entsprechende Sanktionen hervor (Predigt- und Lehrverbote usw.). Dadurch widerspricht die Struktur und Praxis der katholischen Kirche gegenwärtig allen Grundsätzen einer demokratischen Kultur.

Den Auftritt des Papstes im Bundestag, einem demokratischen Gremium, halte ich vor diesem Hintergrund für falsch. Damit wird dieses autoritäre System geradezu hofiert und der Bundestag diskreditiert. Ich kann auch das Argument nicht nachvollziehen, dass der Papst deshalb im Bundestag reden sollte, weil er das einzige Oberhaupt einer weltweiten Religionsgemeinschaft sei. Das hieße ja im Umkehrschluss, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften, die (oft aus gutem Grund) kein gemeinsames Oberhaupt haben, in den Bundestag keine Redner entsenden dürfen.

Ich kann aus den genannten Gründen nur hoffen, dass sich viele Menschen aus Berlin und auch aus anderen Teilen Deutschlands finden, die diesem Papst einen „heißen“ Empfang bereiten und ihren Protest zum Ausdruck bringen. Genügend Zeit zur Organisation von Protesten und Widerstandsaktionen bis dahin gibt es ja.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Bautzer
Religionslehrer und Theologe

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bautzer,

vielen Dank für Ihre Mail. Ich bin der Meinung, dass unabhängig davon, ob man kritisch zur geplanten Ansprache des Papstes im Bundestag steht oder die Einladung an den Papst für begrüßenswert hält, davon auszugehen ist, dass der Papst etwas zu sagen hat. Darüber kann man sich dann freuen oder man kann darüber diskutieren oder sich daran reiben - dazu sind wir ja zum Glück frei, ob Christenmenschen oder nicht.

Mit vielen Grüßen,
Katrin Göring-Eckardt

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