Co² Kompensation sinnvoll?

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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Kerstin H. •

Co² Kompensation sinnvoll?

Guten Tag

Es ist bekannt dass ihre Partei eine Partei der Vielflieger ist (1*)
Unabhängig davon dass Urlaubsflüge nach Peru(Özdemir)(2*) oder Eisessen in Plastikbecher in USA( K.Schulze) 3* die Fraktion Lüge straft(siehe *1),lässt sich die Idee der Co² Kompensierung durch Ablasszahlung(siehe *1) nicht auch aufs große Ganze anwenden und alles kann so bleiben wie es ist?
Es wird ja genug Geld gedruckt(EZB-Geldschwemme)), kann man nicht einfach etwas mehr Geld drucken zur Co²-Kompensierung?

1*https://www.focus.de/politik/deutschland/doppelmoral-beim-fliegen-liste-zeigt-beim-reisen-sind-die-gruenen-politiker-die-schlimmsten-umweltsuender_id_11016930.html
2*https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.gruenen-politiker-postet-urlaubsfoto-cem-oezdemir-geraet-fuer-flugreise-in-die-kritik.366be0d7-4066-4619-88aa-0f8ff4db98be.html
3*https://www.stern.de/politik/deutschland/katharina-schulze--gruenen-politikerin-isst-im-urlaub-eis-mit-plastikloeffel---shitstorm-im-netz-8516056.html

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau H.,

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.

Die grüne Fraktion nimmt in ähnlicher Breite Themen und Aufgaben wahr, wie die größeren Fraktionen. Entsprechend hat die Fraktion hier als kleinste Fraktion ein hohes Aufkommen an Pro-Kopf Flugreisen, auch wenn, wie der von ihnen angesprochene Artikel wiedergibt, das Aufkommen an Einzeldienstreisen bei der CDU/CSU Fraktion höher ist. Obwohl jede einzelne Dienstflugreise kritisch geprüft wird, lassen diese sich nicht immer vermeiden. Deshalb hat sich die grüne Bundestagsfraktion für die Kompensation der Flugreisen der grünen Abgeordneten entschieden. Sie sehen: Eine CO2 Kompensation kann in verschiedenen Bereichen individuell und persönlich sinnvoll sein.

Zur Bekämpfung der Klimakrise braucht es aber Lösungen, die nicht allein auf der individuellen Ebene ansetzen. Fliegen ist notwendig, fliegen bringt unsere Welt näher zusammen. Sie haben sicher auch in dem von ihnen zitierten Artikel gelesen, dass Herr Özdemir seine argentinischen Schwiegereltern besuchte - ohne Fliegen nur schwer möglich. Aber Fliegen ist eben auch eine der klimaschädlichsten Fortbewegungsarten. Nach der Pandemie wollen wir kein Zurück zum unbegrenzten Wachstum des Luftverkehrs, sondern diesen am Ziel der Klimaneutralität ausrichten. Kurzstreckenflüge wollen wir ab sofort Zug um Zug verringern und bis 2030 überflüssig machen, indem wir massiv Bahnangebote – gerade Direkt- und Nachtzugverbindungen – ausweiten und für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsmitteln sorgen, die die ökologischen Kosten widerspiegeln.

Das Fliegen wollen wir nachhaltig, zukunftsfähig und langfristig unabhängig von fossilen Treibstoffen machen. Dafür sorgen ein strikter europäischer Emissionshandel, die Förderung moderner Flugzeugtechnologien und die Erhöhung der Beimischungsquoten mit einem klaren Anstiegspfad, der fossiles Kerosin durch strombasierte Kraftstoffe aus Erneuerbaren Schritt für Schritt ersetzt. Bis 2030 soll die Quote statt 2 Prozent mindestens 10 Prozent betragen und im Folgejahrzehnt deutlich anwachsen. Den Aufbau von Produktionsanlagen dafür fördern wir. Umweltschädliche Subventionen sind abzubauen und fortlaufende Finanzhilfen für Flughäfen zu beenden. Außerdem setzen wir uns für die Einführung einer europäischen Kerosinsteuer ein. Bis diese in der EU umgesetzt ist, werden wir auf nationaler Ebene eine Kerosinsteuer für innerdeutsche Flüge einführen. 

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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