Frage an Kerstin Andreae bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Portrait von Kerstin Andreae
Kerstin Andreae
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Kerstin Andreae zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Benjamin B. •

Frage an Kerstin Andreae von Benjamin B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Andreae,

ich würde von Ihnen sehr gerne wissen wie Sie zu den Plänen eines Verbots der Sportarten Paintball, Airsoft und Laserdom und einer Verschärfung des Waffengesetzes stehen.

Ich persönlich bin seit einigen Jahren begeisterter Airsoft Fan , da ich Spaß am Spielen in der Natur habe und dies meiner Meinung nach wichtig ist, denn es gibt viele junge Menschen die den ganzen Tag nur daheim sitzen und sich mit Fernsehen oder Videospielen beschäftigen. Dort habe ich viele Freunde gewonnen und lerne häufig neue leute kennen. In den heutigen Zeiten, in denen Menschen meiner Altersklasse häufig durch Komasaufen und Isolierung auffallen, sehe ich da eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken.

Deshalb kann ich nicht verstehen wieso mein Hobby abgeschafft werden soll. Und diese Meinung teilen mit mir viele Menschen, auch Personen die nichts mit der Szene zu tun haben. Ich denke ein Verbot würde sich sehr negativ auswirken, da dadurch viele Arbeitsplätze in Gefahr geraten könnten, denn es hat sich eine Sparte gebildet die ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit dem Verkauf von Outdoor-, Airsoft- und Paintballausrüstung bestreiten. Dazu gehören zum Beispiel Platzbesitzer die legale Plätze zum Spielen bereitstellen, Händler im Groß- und Einzelhandel und viele mehr.

Zurzeit ist in den Medien auch immer wieder die Verbindung von Airsoft, Paintball etc. mit Tragödien wie dem Amoklauf in Winnenden gemacht worden und dass sich viele Polizeibeamte sich von den echt aussehenden Airsoftguns bedroht fühlen.
Bisweilen ist es noch nicht bewiesen, dass Amokläufe etwas mit Paintball oder Airsoft zu tun haben oder der Auslöser für solche Tragödien sein könnten.
Durch ein Verbot wäre auch die Arbeit, die Spieler aus den Wäldern auf legale und befriedete Gelände zu bringen und somit einer Konfrontation mit den Behörden entgegenzuwirken, zunichte gemacht.

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Benjamin Blattert

Portrait von Kerstin Andreae
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Blattert,

ich teile Ihre Bedenken gegen ein Verbot von Spielen wie Airsoft oder Paintball. Meine Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat in ihrem Antrag "Abrüstung in Privatwohnungen - Maßnahmen gegen Waffenmissbauch" vom 25.03.2009 eine Reihe von konkreten Forderungen gestellt, die auf eine verbesserte Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger gerichtet sind. Ein Verbot von Paintball und Gotcha-Spielen findet sich nicht in unserem Katalog.

Aus meiner Sicht reicht der allgemeine Vorwurf einer möglichen "Sittenwidrigkeit" solcher Spiele nicht aus, die konkrete Gefährlichkeit dieser - nach unseren Informationen - nicht gefährlichen Freizeitbeschäftigung auch gerichtsfest zu begründen. Wenn der Staat in die Rechte der Bürgerinnen und Bürger auf diese Weise eingreifen möchte, ist er verpflichtet, die Notwendigkeit und auch die Verhältnismäßigkeit der Verbotsmaßnahme sorgfältig zu begründen.

Der §15 Abs. 6 WaffG verbietet bereits heute, dass auf Abbilder von Menschen geschossen wird. Ob die genannten Spiele den Grad einer derart menschenverachtenden Haltung erreichen, bezweifel ich. Und es gibt keine Informationen darüber, dass von den TeilnehmerInnen eine öffentliche Gefahr ausgeht. Entsprechende Belege wären aber die verfassungsrechtliche Voraussetzung für die Bestandskraft einer solchen bußgeldbewehrten Verbotsanordnung.

Es drängt sich bei dem Vorschlag für ein Verbot von Paintball und ähnlichen Spielen vielmehr der Verdacht auf, dass die Bundesregierung und die Mehrheit der Bundesländer von dem eigentlichen Problem ablenken wollen: der notwendigen tiefgreifenden Reform des Waffenrechts.

Wer wirklich eine Verbesserung der Sicherheitslage erreichen möchte, muss die sichere Lagerung von Waffen und Munition außerhalb der Privatwohnungen durchsetzen.

Es kann nicht angehen, dass die Zahl scharfer Waffen in Privatbesitz durch das Wachstum der "Sportarten" immer weiter steigt. Niemand braucht 15 Schusswaffen und eine größere Menge Munition - schon gar nicht in der eigenen Wohnung.

Für uns hat diese wirksame Abrüstung der Privathaushalte auf jeden Fall Priorität vor einer fragwürdigen Symbolpolitik.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae