Wie stellen Sie sich die Zukunft der Pflege vor?
Sehr geehrte Frau Lütke,
wie soll es mit der Pflege weiter gehen?
Wann endlich kommt ein tragbares und gerechtes Konzept auf den Tisch? Wann endlich ist jeder der pflegt krankenversichert, ohne diesen aus dem Pflegeld zu begleichen?
Wann werden endlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit beachtet?
Warum gibt es für Pflegende Angehörige eine geringere BBG bei wesentlich mehr Arbeitszeit und Leistung? 7/24/365!! Ohne WE, Urlaub, Krankheit usw.
Warum bekommen PA bei Inanspruchnahme von Hilfe (15 Minuten am Tag oder pro Woche!), weniger Rentenpunkte und Pflegegeld?
Wann wird endlich der Pflegedschungel aufgelöst?
Warum müssen die Ehepartner bei Aufenthalt im Pflegeheim des anderen Partners auf dem Niveau der Sozialhilfe leben, weil alles andere der Staat kassiert nach jahrzehnter länger Pflege zu Hause?
Sehr geehrte Frau Kunze,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Fragen. Diese bestätigen mir, dass Sie sich, sicher auch durch ihre ehemalige Tätigkeit als Behindertenbeauftragte der Gemeinde Schwarzenbruck und im VdK mit den Rahmenbedingungen der Pflege sehr gut auskennen.
Genau wie Sie bin ich der Meinung, dass wir endlich ein tragbares und gerechtes Konzept entwickeln müssen, welches die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen, Ihrer An- und Zugehörigen und der beruflich Pflegenden berücksichtigt.
Gerade die Frage nach der Krankenversicherung pflegender Angehöriger hat mich bereits mehrfach erreicht. Diese nehme ich sehr gerne mit in die Gremien in den ich aktuell bereits tätig bin. Hier müssen wir, nicht nur, gerade aber auch für auch für Selbständige, die häusliche Pflege leisten, eine Lösung finden.
Wir Freien Demokraten setzen uns für die Entlastung pflegender Angehöriger ein. Diese sind in unseren Augen eine tragende Säule der pflegerischen Versorgung in unserem Land. Sie benötigen dringend mehr Unterstützung und niedrigschwellige Beratungsangebote. Wir wollen das Kurzzeitpflegeplätze sollten über ein Online-Register einsehbar sind und Verhinderungspflege auch in Zukunft flexibel eingesetzt werden kann. Wir sind der Ansicht, dass wir insbesondere zur Unterstützung der Betreuung von Menschen mit Demenz mehr aufsuchende Beratung und den Ausbau demenzfreundlicher Quartiere benötigen.
Wir sind der Überzeugung, dass auch in der häuslichen Versorgung mit digitalen Anwendungen und Telepflege eine Entlastung geschaffen werden kann. Gerade in ländlichen Gebieten könnten wir dadurch eine gute Versorgung im gewohnten Umfeld länger möglich machen.
Wir Freie Demokraten fordern die Einführung des Liberalen Pflegebudgets. Dazu wollen wir alle Leistungsansprüche der jeweiligen Pflegegrade in ein monatliches Pflegebudget
überführen, über das unbürokratisch und transparent verfügt werden kann. Das monatliche Pflegebudget soll unabhängig von der Versorgungsform immer den gleichen Betrag beinhalten. Jede Person soll, selbst entscheiden können, welche Hilfe und Leistungen bei der Gestaltung des Alltags am besten sind. Ob damit dann die Pflegeperson, der Heimplatz, die Tagespflege oder der Einkaufsdienst bezahlt wird, entscheiden die betroffenen Personen und ihre Bevollmächtigten selbst.
Auch deswegen wollen wir mehr unabhängige Beratungsangebote, die dabei helfen, den, wie Sie selbst es ebenso benennen, Dschungel, an Angeboten zu überblicken und bei der individuellen Entscheidung helfen.
Ebenso haben Sie Recht, dass das Thema pflegebedürftiger Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener mehr in den Blick genommen werden muss. Wie Sie sicher selbst wissen, kumulieren sich hier die Probleme pflegender Angehöriger aber auch die der sozialen Teilhabe für die Betroffenen noch weiter. Hier geht es neben Fragestellungen des SGB XI häufig auch um Aspekte des Bundesteilhabegesetzes und Schnittstellen zwischen den beiden Sozialgesetzbüchern.
Wir Freie Demokraten setzen uns für eine nachhaltige, generationengerechte Finanzierung der Pflege ein. Wir müssen auch darüber sprechen, dass Pflege, bedingt durch den demografischen Wandel und die massiven Personalmehrbedarf und der Notwendigkeit besserer Bezahlung insgesamt noch teurer werden wird.
Wir halten dennoch an der Pflegeversicherung als Teilleistung ist fest und wollen diese durch
Kapitaldeckungselemente ergänzen. Wie auch bei der Rente wollen wir ein Drei-Säulen-Modell für die Pflege einführen – bestehend aus der sozialen Pflegeversicherung sowie aus privater und betrieblicher Vorsorge. Insbesondere der Ausbau von betrieblichen Modellen zur Pflegezusatzvorsorge ist zu unterstützen. Eigenverantwortung endet für uns nicht bei der
Pflegebedürftigkeit. Mit Blick auf den demographischen Wandel sowie die Entwicklung der Sozialabgaben ist es unvertretbar, die Pflegefinanzierung, allein auf zukünftige Generationen abzuwälzen. Dies wäre in unseren Augen bei einer reinen umlagebasierte Versicherung, egal ob Voll-, Teilleistungs- oder Bürgerversicherung der Fall.
Sehr geehrte Frau Kunze, ich hoffe ich konnte Ihnen ein paar Antworten auf Ihre Fragen geben. Für ein persönliches Kennenlernen und einen Austausch, gerne auch vor Ort in Schwarzenbruck, stehe ich jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Kristine Lütke