Wie können ältere Häuser auf dem Land überhaupt klimaneutral beheizt werden?

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Lisa Badum
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Frage von Manfred v. •

Wie können ältere Häuser auf dem Land überhaupt klimaneutral beheizt werden?

Auf den Dörfern befinden sich noch unzählige Häuser, die eng an eng stehen, ungedämmt sind und über keinen Keller verfügen. Es sind Häuser, die teils bis heute mit Nachtspeicheröfen beheizt werden und für die eine kleine Gasheizung schon ein enormer Fortschritt ist. Diese Häuser sind mit vertretbarem Aufwand nicht klimaneutral zu beheizen. Denn für die Pelletheizung fehlt schlichtweg der Platz und die energetische Komplettsanierung, die für eine Wärmepumpe erforderlich ist, kann gerne über 100 000€ kosten und übersteigt damit oft den Wert des Hauses. Was ist hier also das Konzept der Grünen? GIbt es bald flächendeckend Fernwärme? GIbt es eine Renaissance der Nachtspeicherheizung? Wie soll das funktionieren? Bitte zeigen Sie mir ganz konkret auf, wie solche Häuser mit vertretbarem finanziellen Aufwand klimaneutral werden können.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr von L.,

vielen Dank für Ihre Frage zur Wärmewende. Sie haben Recht, der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist eine der großen Herausforderungen bei der Energiewende. Sie erfordert Veränderung in der Politik, aber auch auf kommunaler Ebene sowie bei den Hausbesitzer*innen. Aus unserer Sicht wurden die Potenziale der Sonnenenergie viel zu lange verschlafen. Preise für Photovoltaik-Module sind in den letzten Jahren massiv gesunken und so ist eine PV-Anlage für Eigenheimbesitzer*innen fast immer wirtschaftlich rentabel. Im Koalitionsvertrag ist außerdem eine Anpassung der Vergütungssätze vorgesehen, die den Betrieb einer PV-Anlage noch sinnvoller machen. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt sollte Photovoltaik zum Standard auf allen geeigneten Dachflächen (natürlich gibt es Ausnahmen) werden. Sie dient dann entweder der Selbstversorgung oder speist Strom in die öffentlichen Netze ein. Photovoltaik ist deswegen so wichtig, weil sie die Wärmepumpen in Einfamilienhäusern antreiben kann.

Während in Städten die auch von Ihnen angesprochene Fernwärme noch wichtiger wird, brauchen wir auf dem Land dezentralere Technologien. Hier ist in den meisten Fällen der Umstieg auf Wärmepumpen der beste Weg zur Versorgung von Gebäuden. Auf dem Land ist aber auch genug Fläche vorhanden, um stärker als bislang die oberflächennahe Geothermie zu nutzen. Dafür ist eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung notwendig, die wir im Koalitionsvertrag festgeschrieben haben.

Sie haben damit Recht, dass der Umstieg auf Wärmepumpen in vielen Fällen auch Renovierungen nach sich zieht. Gleichzeitig gibt es bereits heute umfangreiche Förderprogramme, die wir perspektivisch noch verbessern und ausweiten müssen. Die nötigen Investitionen machen Hausbesitzer*innen unabhängig von den aktuell schon extrem steigenden Energiepreisen und den zukünftig noch wachsenden CO2-Preisen, die von der EU-Kommission aktuell geplant werden.

Ja, Gebäudesanierung ist nicht billig, aber den Sanierungskosten stehen eben auch sehr hohe Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber. Ein Haus zu sanieren lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch. Trotzdem brauchen wir mehr Förderung und daran arbeiten wir!

Eine Studie des Forschungsinstituts Wärmeschutz e.V. hat vor kurzem berechnet, dass sich energetische Sanierungen nach wenigen Jahren rechnet: Ab spätestens 2030 sind Betriebs- und Instandhaltungskosten unsanierter Gebäude laut FIW höher als bei sanierten Gebäuden, bei denen die Investitionskosten bereits enthalten sind. Die Differenz der Energiekosten von sanierten zu unsanierten Häusern beliefe sich ab 2030 auf mehr als das Doppelte und wird noch weiter ansteigen.

Die Wärmewende ist eine Herausforderung. Aber nach den verlorenen Jahren für den Klimaschutz unter unseren Vorgängerregierungen wollen wir die Probleme jetzt endlich anpacken!

Mit freundlichen Grüßen

Lisa Badum

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