Frage an Marco Bülow bezüglich Umwelt

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Marco Bülow
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Frage von Ulrich P. •

Frage an Marco Bülow von Ulrich P. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Bülow,

ich wende mich an Sie als Mitglied des Umweltausschusses und weil Sie die Fragen der Bürger mit großem Interesse und sehr detailliert beantworten. Sie weichen nicht aus. Ich beschäftige mich derzeit mit einer Frage, welche in der öffentlichen Diskussion noch keine Überlegung wert ist: wie gefährdet sind Anlagen der regenerativen Energien gegen terroristische Übergriffe?
Endlich scheint ein Umdenken für das Abschalten der Akw`s mit den furchtbaren Gefahren zu einem guten Ergebnis zu führen.
Regenerative Anlagen sind glücklicherweise i.d.R. dezentral und daher uninteressant für Anschläge. Es gibt aber auch riesige Anlagen von Sonnenkollektoren. Wenn auf diese Anschläge verübt werden, bricht die ganze Energieversorgung aus (wenigstens auf weiten Gebieten). Ich kann mir da kein sinnvoller Schutz vorstellen.
Wie werden hier Anschläge verhindert? Oder hat man sich mit diesen Fragen noch nicht beschäftigt?

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Parth

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Antwort von
Die PARTEI

Sehr geehrter Herr Parth,

zunächst vielen Dank für Ihre Frage vom 5. April 2011.

Ein terroristischer Angriff auf eine Solar- oder Windkraftanlage würde - genau wie einer z.B. auf ein Kohle- oder Gaskraftwerk - negative Folgen haben: Neben der Zerstörung der Anlage oder von Teilbereichen und der Gefahr für die dort arbeitenden Menschen kann es im schlimmsten Fall z.B. temporär und regional zu kurzen Beeinträchtigungen in der Stromversorgung kommen. Je nachdem wie groß die Anlage ist, könnte man die Strommengen wahrscheinlich relativ schnell kompensieren und es würde keine Stromengpässe geben. Die Wahrscheinlichkeit eines Terroraktes auf eine Erneuerbare-Energien-Anlage ist wohl auch deutlich geringer als bei einem Atomkraftwerk (AKW).

Klar ist, dass die Dimension der Folgen eines Terroraktes bei AKW eine
andere ist als bei anderen Kraftwerken - welcher Art auch immer.

Wenn ein AKW angegriffen und massiv beschädigt wird und Radioaktivität austritt, ist dies eine akute Bedrohung für Leib und Leben von unzähligen Menschen und kann dazu führen, dass komplette Landstriche für eine lange Zeit unbewohnbar sind. Das unbeschreibliche Leid das ein sogenannter Super-GAU auslösen kann, sehen wir aktuell in Fukushima und haben wir vor 25 Jahren in Tschernobyl erfahren.

In Tschernobyl kam es nach der Reaktorkatastrophe im Jahre 1986 zur massiven Freisetzung von Radioaktivität. In ganz Europa wurden mehr als 200.000 Quadratkilometer Fläche kontaminiert. In den am stärksten betroffenen Gebieten lebten zum Zeitpunkt der Katastrophe 7,2 Millionen Menschen. Mehrere Hunderttausend Menschen verloren ihre Heimat. Die Zahl der Toten ist immer noch nicht endgültig ermittelt; Schätzungen reichen bis zu 100.000. Die Zahl der Opfer bleibt umstritten, da es sich bei Gesundheitsbeeinträchtigungen durch radioaktive Strahlung um Langzeitschädigungen handelt, die erst nach und nach auftreten. Heute leben in den radioaktiv belasteten Gebieten immer noch mehrere Millionen Menschen. Hundertausende, vor allem Kinder leiden weiterhin an den gesundheitlichen Folgen und werden noch viele Jahre und Jahrzehnte daran zu tragen haben. Tschernobyl hatte nicht nur gravierende umwelt- und gesundheitsschädliche Folgen, sondern hat auch im sozialen und psychologischen Bereich Spuren hinterlassen. Allein die wirtschaftlichen Folgekosten von Tschernobyl werden auf mehrere hundert Milliarden US-Dollar geschätzt.

Welche Folgen die Reaktorkatastrophe in Fukushima haben wird, ist noch nicht abzusehen. Wir wissen jedoch heute schon, dass es zu einem massiven Austritt an Radioaktivität gekommen ist. Dass die japanische Atomaufsichtsbehörde (Nisa) die Gefahr des Atomstörfalls unlängst auf die höchste Stufe 7 angehoben hat, ist äußerst besorgniserregend. Bislang war nur Tschernobyl in diese Kategorie eingestuft worden. Selbst der Betreiber des Kraftwerks in Fukushima geht mittlerweile davon aus, dass es zu einer noch größeren Freisetzung von Radioaktivität kommt als in Tschernobyl.

Da neben z.B. technischen Defekten und Naturkatastrophen auch gezielte Flugzeugabstürze zu einem GAU und damit zu all den oben beschriebenen negativen Folgen führen können, ist es elementar, dass AKW gegen solche Angriffe geschützt werden. Es ist auch vollkommen klar, dass der Schutz ein anderer sein muss als bei anderen Kraftwerken.

Wir wissen, dass von den deutschen AKW zumindest die sieben ältesten einem entsprechenden Angriff definitiv nicht standhalten würden. Die SPD Bundestagsfraktion fordert daher die ältesten sieben Meiler plus das AKW Krümmel sofort und endgültig abzuschalten. Alle anderen AKW sollen noch in diesem Jahrzehnt endgültig abgeschaltet werden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen. Viele weitere Informationen zu meinen politischen Inhalten finden Sie auf meiner Internetseite
http://www.marco-buelow.de .

Mit freundlichen Grüßen

Marco Bülow