Was tun Sie gegen die katastrophale Facharztversorgung in Stadt UND Land & gegen die Benachteiligung gesetzlich Versicherter durch die Anbieter lebenswichtiger Angebote wie z. B. Darmspiegelungen?

Maria Klein-Schmeink
Maria Klein-Schmeink
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dorle W. •

Was tun Sie gegen die katastrophale Facharztversorgung in Stadt UND Land & gegen die Benachteiligung gesetzlich Versicherter durch die Anbieter lebenswichtiger Angebote wie z. B. Darmspiegelungen?

Guten Tag!

Wussten Sie, dass gesetzlich Versicherte, die sich im Juli 24 in der Stadt Münster um eine dringende Darmspiegelung bemühen müssen, zuerst eine Überweisung durch die Hausärztin vorlegen müssen, um dann die Information zu erhalten, sie mögen sich im Dezember noch einmal melden, um irgendwann in 2025 einen Termin zu erhalten?

Darmkrebs ist in Deutschland bei Frauen die 2.-häufigste, bei Männern die 3.-häufigste Krebserkrankung. Eine möglichst frühe Erkennung kann darüber entscheiden, ob nur Polypen oder ganze Darmteile entfernt werden müssen, schlimmstenfalls über Leben u. Tod. Für privat Versicherte (inkl. Beamte) gelten 'natürlich' andere Regelungen. Diese von der Politik geduldete Bevorzugung entscheidet klar über Lebenschancen.

Was tun Sie konkret gegen diesen Missstand, der bei weitem nicht nur ländliche Regionen betrifft?

Warum setzen Sie sich nicht entschiedener für die Abschaffung der PKV'n ein? Warum gibt es immer noch keine einheitliche Bürger:innenversicherung?

Maria Klein-Schmeink
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau W.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre berechtigten Sorgen bezüglich der Facharztversorgung und der Benachteiligung von gesetzlich Versicherten. Wir als Grüne setzen uns intensiv für eine gerechte und zugängliche Gesundheitsversorgung ein, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten.

Es darf nicht sein, dass von der Kassenärztlichen Vereinigung zugelassene Ärztinnen und Ärzte systematisch gesetzlich Versicherte bei der Terminvergabe benachteiligen. Uns ist bewusst, dass solche Praktiken nicht nur unfair, sondern potenziell lebensbedrohlich sein können, z.B bei kardeologischen Erkrankungen, wo die Wartezeit für einen Facharzttermin in vielen Regionen 4 Monate und mehr umfasst. Eine rechtliche Klarstellung wäre hier dringend notwendig, um eine faire Behandlung aller Patient:innen sicherzustellen. Leider ist eine solche Reform in Form einer Klarstellung in der aktuellen Koalition mit der FDP momentan schwer durchsetzbar.

Wir sehen auch den dringenden Bedarf an grundlegenden Reformen in der ambulanten Versorgung. Deutschland hat im europäischen Vergleich eine besonders hohe Anzahl an Arztkontakten pro Patient:in, gleichzeitig sind diese Kontakte nirgendwo so kurz. Das führt zu ineffizienter Versorgung und einer unnötigen Belastung des Systems. Wir setzen uns daher für eine bessere Koordination der Versorgung ein, die insbesondere älteren Menschen mit komplexen Gesundheitsbedarfen zugutekommen würde.

Zudem bestehen heute erhebliche Fehlanreize durch das Nebeneinander von gesetzlichen Krankenkassen und privater Krankenversicherung. Die höheren Honorare in der Privatversicherung führen nicht nur zu einer ungerechten Bevorzugung in den Praxen, sondern auch zur Überversorgung der Privatpatient:innen. Diese Situation ist für uns nicht akzeptabel.

Für eine vollständig gleichberechtigte Behandlung aller Versicherten haben wir uns im Wahlkampf für eine Bürgerversicherung ausgesprochen. Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen konnten wir uns mit diesem Anliegen nicht erfolgreich durchsetzen. Wir werden als grüne Bundestagsfraktion auch künftig daran arbeiten, dass Brücken zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung gebaut und die Versorgung für alle angemessen ausgestaltet wird. Dabei setzen wir uns insbesondere für Maßnahmen ein, die die Diskriminierung gesetzlich Versicherter bei der Terminvergabe und den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsleistungen beenden. Unsere Vision bleibt eine solidarische und faire Gesundheitsversorgung, in der alle Patient:innen unabhängig von ihrem Versicherungsstatus gleichbehandelt werden. Wir werden weiterhin politischen Druck ausüben und nach Möglichkeiten suchen, um Schritt für Schritt eine gerechtere Gesundheitsversorgung zu erreichen.

Mit freundlichem Gruß

Maria Klein-Schmeink

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