Frage an Martin Häusling bezüglich Umwelt

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Martin Häusling
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Frage von Peter H. •

Frage an Martin Häusling von Peter H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Häusling,

die äußerst schlechte Qualität moderner Elektrogeräte ist sowohl für mich als Verbraucher als auch für unsere Umwelt unerträglich geworden. Bis vor kurzem hatte ich einen über 25 Jahre alten Röhrenfernseher, diesen musste ich nun gegen einen neuen Flachbildfernseher austausche. Dieser neue Fernseher wird mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht einmal halb so lange halten, ehe er kaputt geht. Vor der Anschaffung des neuen Fernseher habe ich viele Testberichte gelesen, keiner davon gab jedoch Auskunft über die Haltbarkeit der Geräte.

Aufgrund der kurzen Haltbarkeit vieler Elektrogerät wird in Fachkreisen schon lange von "Geplanter Obsoleszenz" gesprochen. Dieser "Geplanter Obsoleszenz" gilt es mit aller härte Einhalt zu gebieten!
Daher fordere ich die Einführung einer Obsoleszenz-Steuer.
Das Modell könnte in etwa so aussehen:
0,5 Jahre Garantie: 10% Steuer
1 Jahr Garantie: 8% Steuer
2 Jahre Garantie: 6% Steuer
3 Jahre Garantie: 4% Steuer
4 Jahre Garantie: 2% Steuer
5 Jahre und mehr Garantie: 0% Steuer

Dadurch würden Schrott-Geräte teurer und qualitativ hochwertige Geräte günstiger. Das Angebot an hochwertigen Geräten würde wahrscheinlich deutlich steigen.
Bisher gibt es nahezu keine Elektrogerät die eine Garantie von fünf Jahren bieten, als Verbraucher hat man daher derzeit keine andere Wahl als "minderwertige" Geräte zu kaufen.

Die so eingenommenen Steuern könnte man z.B. in die Forschung stecken um langlebigere Geräte zu entwickeln.
Steht aus Ihrer Sicht der Einführung einer Obsoleszenz-Steuer etwas entgegen oder werden Sie sich für die Einführung einer solchen Steuer einsetzen?

Mit freundlichen Grüßen
P. H.

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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Mail.

Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass die schlechte Qualität und der teils gewollter Verschleiß von Elektrogeräten nicht hinnehmbar sind und einer solchen Praxis politische ein Riegel vorgeschoben werden muss.

Auch eine Studie des Umweltbundesamtes von Anfang März bestätigt den Trend zu einer immer kürzerer Nutzungsdauer elektronischer Geräte. Die Studie zeigt aber auch, dass immer mehr Konsumenten Geräte entsorgen, bevor sie überhaupt kaputt sind.

Wenn wir der Verschwendung von Rohstoffen also umfassend auf den Grund gehen und Einhalt gebieten wollen, bedarf es aus meiner Sicht eines Mixes verschiedener Maßnahmen, auf politischer Ebene vor allem durch eine deutliche Ausweitung des Gewährleistungsrechts, aber auch bei der Recycling-Gesetzgebung und der Weiterentwicklung bestehender Verordnungen und Richtlinien (EU-Öko-Designrichtlinie, Energiegesetzgebung etc.).

Aber auch die Wirtschaft, Wissenschaft und die Verbraucher selbst sind gefragt, durch bessere und effizientere Geräte, Sammlung, Weiterverwendung und Recycling wieder zu einer Verlängerung der Lebensdauer von Produkten beizutragen.

Was Ihren Vorschlag einer Steuer betrifft, so wäre es natürlich schön, Dinge auf so einfache Weise zu regeln. Sicher ist Ihnen aber bekannt, dass die Einführung einer neuen Steuer eine äußerst komplexe, aufwändige und langjährige Angelegenheit ist, so überhaupt juristisch möglich und letztlich durchsetzbar.

In Anbetracht der Ursachen und im Interesse der Zielsetzung halte ich, wie beschrieben, einen Maßnahmenmix im Ergebnis zielführender. Und um so mehr Öffentlichkeit das Thema bekommt, um so mehr wird dabei zu erreichen sein.

Mit Dank für Ihr Engagement,

Martin Häusling

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