Frage an Matthias Miersch bezüglich Jugend

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Matthias Miersch
SPD
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Frage von Ronny P. •

Frage an Matthias Miersch von Ronny P. bezüglich Jugend

Sehr geehrter Herr Miersch,

gestern gab es in Rostock einen Amoklauf eines 51-jährigen (2 Tote). Jetzt war es kein Jugendlicher Täter, sondern plötzlich läuft ein Erwachsener Amok. Über die Umstände ist wenig bekannt, aber eines kann diesmal wohl ausgeschlossen werden: Das allzeit bereit stehende Argument der "Killerspiele", dem sich auch die SPD mehrfach anschloss.

Es wäre unglaublich interessant zu erfahren, wie die Politik jetzt die "Schuldfrage" klärt. Ich würde natürlich gern Herrn Wiefelsspütz befragen - aber Sie sind nunmal in meinem Wahlkreis.
Konkret daher die Frage: Wie hätte denn dieser Amoklauf verhindert werden können, jetzt wo die "Killerspiele" ausscheiden?

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Sehr geehrter Herr Pasemann,

trotz der strengen Moderationskriterien von abgeordnetenwatch.de ist Ihre Frage vom 17. Februar in meinen Augen berechtigt und ich möchte Ihnen gerne darauf antworten. Zunächst einmal bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre Meinung zur Thematik. Die Arbeit eines Abgeordneten bringt es aufgrund der Vielfältigkeit der Themen mit sich, dass er sich ein Bild von einem bestimmten Sachverhalt machen muss und anschließend seine Überzeugung in die politische Entscheidung einfließen lässt. Die Bewertung formt sich aus Stellungnahmen von Bürgerinnen und Bürgern (wie Ihrer) und aus wissenschaftlicher Expertensicht. Ausdrücklich möchte ich darauf hinweisen, dass auch die Expertensicht niemals Anspruch auf Wahrheit haben kann sondern immer nur ein Mosaik des großen Ganzen ist.

Als Abgeordneter bin ich -nach möglichst intensiver Sichtung aller Fakten- vom Bürger dazu beauftragt, in seinem Sinn politische Rahmenbedingungen zu schaffen. In der Bewertung von Action-Computerspielen bin ich dabei noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Zunächst einmal finde ich es sehr hilfreich, den in der Öffentlichkeit gebrauchten Begriff „Killerspiele“ nicht mehr anzuwenden. Unsere Fraktion im Bundestag hat sich hierauf verständigt.
Ich halte es aber durchaus für sehr wichtig, den Bereich der neuen Medien, auch im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen, weiter im Auge zu behalten. Die rasanten Entwicklungen in diesem Bereich müssen wir mit einer gesellschaftlichen Diskussion ebenso schnell begleiten. Es darf nicht zugelassen werden, dass ein rechtsfreier Raum entsteht, indem alles erlaubt ist. Noch stärker muss die Medienkompetenz bei Eltern, Pädagogen und Kindern vorangetrieben werden.

Grundsätzlich gebe ich Ihnen jedoch Recht, was den Zusammenhang von Computerspielen mit Gewalttaten angeht. Täterprofile sind zu komplex, um sie auf einen Aspekt zu reduzieren, wie Sie mit dem Beispiel aus Rostock beweisen. Besonders meine Erfahrungen als Strafverteidiger haben mich gelehrt, dass es nicht möglich ist, die von Ihnen gestellte Schuldfrage stets abschließend jemals zu beantworten und schon gar nicht monokausal. Der richtige Ansatz für die Vermeidung von Gewaltverbrechen ist ein präventiver, der Ausgrenzungen in unserer Gesellschaft vermeidet. Wir als Politik haben hierbei die Aufgabe, sicherzustellen, dass unser System keine Verlierer produziert. Ich verweise hierbei auf die Anstrengungen der SPD, zu einer Chancengleichheit in der Bildung zu kommen, gerechtere Lohnstrukturen zu schaffen und die Rechte von Arbeitnehmern ernst zunehmen sowie für die Arbeitslosigkeit in diesem Land nicht die dafür verantwortlich zu machen, die am meisten darunter leiden. Ich hoffe, ich habe Ihnen meine Sicht der Dinge verdeutlichen können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Matthias Miersch, MdB

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