Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Tatsächlich lassen sich gemäß der sich entwickelnden Zahlen, aber auch immer mehr ausgearbeiteten Statistiken gewisse Tendenzen erkennen. Diese möchte ich aber auch mit der nötigen Vorsicht betrachten.

Erste Daten insbesondere aus Großbritannien deuten darauf hin, dass bei einer Omikron-Infektion weniger Covid-Patienten auf die Intensivstation und insgesamt bis zu 30 Prozent weniger Infizierte verglichen mit der Delta-Variante ins Krankenhaus müssen. Auch für Ungeimpfte verringere sich im Vergleich die Gefahr der Hospitalisierung um 24 Prozent. Das ist gut.

Warum ich nach wie vor vorsichtig bin? Die Infektionsrate ist mit der Omikron-Variante dennoch deutlich angestiegen. Dabei wird die Verdopplungszahl nun auf circa vier Tage geschätzt. In Kombination mit den vielen Ungeimpften, vor allem die circa 3 Millionen über 60-Jährigen, wird die Anzahl der schweren Verläufe in der Masse zwangsläufig kommen. Und auch bei Infektionen mit milderen Verläufen wird es dazu führen, dass viele Personen in Quarantäne müssen und in ihren Berufen ausfallen. Durch die schiere Anzahl könnte in der Folge die kritische Infrastruktur massiv unter Druck gesetzt werden. Auch dies zeigt sich bereits in Großbritannien. Dort ist die Lage so ernst, dass enorme Versorgungsengpässe in Krankenhäusern bestehen. 

Nicht zuletzt durch diese Entwicklung wird in dieser Woche die Quarantäneregelung überarbeitet und verkürzt. So möchte man eine ähnliche Situation verhindern. Zusätzlich ist das wirksamste Mittel gegen eine Überlastung derzeit das Boostern. Die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisierung verringert sich hier zusätzlich um 63 Prozent. Bei zweifach Geimpften sind es nur 34 Prozent. Dänische Studien zeigen in diesem Zusammenhang, dass erst eine dritte Impfdosis deutlich das Risiko senke, sich mit Omikron anzustecken. Seit jeher ging es bei den Impfungen vornehmlich darum, einen schweren Verlauf der Krankheit zu verhindern. Hier hilft die Impfung.

Die derzeitigen Erkenntnisse der Omikron-Variante in Kombination mit einer konsequenten Impfkampagne stimmen mich aber vorsichtig optimistisch. Unter der Betrachtung der Zahlen und Entwicklungen in Südafrika sehen unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach und die Virologen Christian Drosten und Hendrik Streeck ebenfalls eine vorsichtig optimistische Lage. Der Übergang zu einer Endemie wäre das Beste, was uns in diesem Jahr passiere könnte.

Ich bedanke mich für Ihre Fragen und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Maximilian Funke-Kaiser 

Quellen: 

https://www.imperial.ac.uk/mrc-global-infectious-disease-analysis/covid-19/report-50-severity-omicron/
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.12.27.21268278v1