Frage an Michael Kretschmer bezüglich Finanzen

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Michael Kretschmer
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Frage von Franz W. •

Frage an Michael Kretschmer von Franz W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Kretschmer,

meine Frage betrifft den Themenzusammenhang Arbeit-Geld --> also Wirtschaft.

Wenn Sie sich ein wenig mit unserem Geldsystem und dem Zusammenhang mit der Wirtschaft auseinandergesetzt haben, wisssen Sie, dass der Geldmenge, welche sich im Umlauf befindet eine Produkt-Dienstleistungsmenge gegenüberstehen muss. Die Geldmenge muss die Produkt-Dienstleistungsmenge kaufen können. Dadurch soll sich also ein Preis generieren. Das das nur im Modell so ist, ist mir bewusst. Jedoch habe ich eine Verständnisfrage. Wie soll die Wirtschaftsleistung denn dauerhaft so wachsen, dass die exponentiell wachsende (Zins + Zinseszins) Geldmenge (Geld+Schuld) weiterhin dieses Verhältnis beibehält?

Dies ist übrigens die Ursache dafür, dass die Lösung all unserer wirtschaftlichen Probleme das "Wachstum" ist.

Bitte erkennen Sie, dass unser bestehendes Geldsystem sauber zu Fall gebracht werden muss, da es eh zu Fall kommt. Informieren Sie sich über unser Geldsystem und über Lösungsansätze. Bekennen Sie Farbe. Bilden Sie sich bitte eine Meinung.

Zins bedeutet, dass Menschen für ihr Geld mehr bekommen. Doch wo kommt das Geld her, wenn mit Inflation nicht mehr Geld entsteht? Es ist nicht das Geld, welches Arbeitet, sondern es sind Menschen, die für ihre Arbeit nicht entlohnt werden. Es gilt: Zinsmord allerort.
Sie sind Christ.

Ich bitte um eine umfangreiche Antwort, welche über die direkte Beantwortung hinaus geht (auch wenn ich ihnen einen harten Arbeitstag zusage).

mit besorgten Grüßen,
Franz Wünsche, 16 Jahre, Schüler

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Sehr geehrter Herr Wünsche,

danke für Ihre Anfrage.

Für die Betrachtung der Wirtschaftsleistung wird allgemein das Bruttoinlandsprodukt (BIP) herangezogen. Es ist die Summe aller Einkommen in einer Volkswirtschaft bzw. auch die Summe aller Ausgaben. Berechnungsgrundlage sind dabei die nominalen Marktpreise, also die aktuellen Preise für die jeweiligen Güter. Das nominale BIP kann durch eine Veränderung der Produktion, des Preisniveaus oder durch eine Mischung aus beidem variieren. Mit dem realen BIP versucht man die Preiseffekte (z.B. die Inflation) aus dem nominalen BIP heraus zurechnen, um die wirkliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft besser erfassen zu können. Dazu wurden früher Basisjahre und Preise benutzt. Mittlerweile nutzt man zur Berechnung Kettenindizes. Das reale BIP ist damit relativ unabhängig von der Geldmengenentwicklung.

Das BIP gilt als unvollständiger Wohlfahrtsindikator. Es gibt zwar den Reichtum einer Volkswirtschaft wieder, allerdings sind nur begrenzte Aussagen über die Verteilung des Einkommens möglich. So können zum Beispiel die ölexportierenden Staaten des nahen Ostens ein relativ hohes BIP pro Kopf ausweisen, ohne das ein Großteil der Bevölkerung von dem hohen Einkommen profitieren kann. Ebenso kann das BIP keine Aussagen über die Effizienz der Verwaltung einer Volkswirtschaft treffen noch über die Zufriedenheit der Bürger. Trotzdem ist das BIP relativ einfach und schnell zu berechnen und für uns Politiker ein guter Anhaltspunkt wie sich die Wirtschaft in unserem Land entwickelt. Steigt das reale BIP, gibt es also Wirtschaftswachstum, gibt es mehr Arbeitsplätze und den Bürgern geht es besser. Wirtschaftswachstum ist zwar nicht die Lösung aller Probleme, hilft aber durchaus.

Wir sind uns allerdings den Schwächen des BIP bewusst. Daher hat die 2010 vom Bundestag eingerichtete Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität unter anderem die Aufgabe über Alternativen zum BIP zu beraten.

In unserem Wirtschaftssystem haben Zinsen eine wichtige Bedeutung. Zinsen sind Ausdruck eines Risikos. Wer Geld verleiht, geht immer das Risiko ein, dass er einen Teil davon oder im schlimmsten Fall Alles verlieren kann. Mit Hilfe von Zinszahlungen können Verluste von ausgefallenen Krediten ausgeglichen werden. Das dieses System weit davon entfernt ist perfekt zu sein, hat sich den Krisen der letzten Jahre gezeigt.

Ich freue mich, dass Sie sich für die komplexen Zusammenhänge unserer Volkswirtschaft interessieren. Informieren Sie sich und lernen Sie weiter. Vielleicht schlagen Sie in Zukunft den Weg eines Volkswirtschaftlers ein. Kluge Köpfe mit guten Ideen können wir in Sachsen immer brauchen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Kretschmer

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