Frage an Michael Musil bezüglich Wirtschaft

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Michael Musil
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Frage von Eduard B. •

Frage an Michael Musil von Eduard B. bezüglich Wirtschaft

Hallo Herr Musil,

Als Wähler interessieren mich weniger die tagespolitischen Geschehnisse als viel mehr die politischen Überzeugungen, auf deren Basis Sie als Kanditat für den Bundestag Entscheidungen treffen. In Ihrem Text "Unser Geldsystem" weisen Sie meiner Ansicht nach recht treffend auf die Kernprobleme des Kapitalismus hin.

Nun zur Utopie: würden Sie mir – unabhängig von der realpolitischen Durchsetzbarkeit – zustimmen, dass eine dezentrale, basisdemokratisch kontrollierte Wirtschaft, die sich an sozialen, ökologischen und ökonomischen Standpunkten orientiert – zugegebenermaßen ist dies stark verkürzt dargestellt – eine erstrebenswerte Alternative zu den verschiedenen Spielarten der Marktwirtschaft sein kann und langfristig auf Geld in jeglicher Form verzichten könnte? Oder welche Konsequenzen ziehen Sie aus Ihrer Kapitalismuskritik in Hinsicht auf die Architektur eines nachhaltigen Wirtschaftssystems?

Viele Grüße,
Eduard Bopp

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bopp,

Ihrer Argumentationsvorlage kann ich weitgehend zustimmen. Die Wirtschaft der Zukunft wird wieder verstärkt dezentral organisiert sein. Die heutigen Strukturen sind bedingt durch das kranke Geldsystem entstanden und in hohem Maß widernatürlich. Als Verfechter einer "Natürlichen-Wirtschaftsordnung" - (NWO) orientiere ich mein Handeln an natürlichen Abläufen. Die sind nicht exponential wie das angedachte permanente Wirtschaftswachstum, dem sich die anderen Parteien als Allheilmittel der anstehenden Kise verschrieben haben. Im Rahmen einer basisdemokratischen Kontrolle - soweit die in einer NWO noch nötig ist -stellt sich die Frage nach einer Parteien-Demokratie. Es wäre m.E. wesentlich zielführender, wenn die "fähigen Köpfe" unserer Gesellschaft die Geschicke in die Hand nähmen, statt die heutigen Marionetten der Hochfinanz. Die ökologischen und ökonomischen Folgen einer NWO an dieser Stelle darzustellen würde den Rahmen sprengen.

Der Verzicht auf "Geld" in der Zukunft scheint mir allerdings unmöglich. Die Erfindung von "Geld" hat erst die Arbeitsteilung der menschlichen Gesellschaft ermöglicht und zu den wirtschaftlichen und kulturellen Höchstleistungen beflügelt, auf die wir heute zurückblicken können. Die Frage stellt sich vielmehr nach der Form des Geldes. Auch hier müsste ich an dieser Stelle drei Semester Geldgeschichte einfügen um den Hintergrund zu erleuchten. Geld in der heute eingesetzten Form hat sehr viel mit Macht und Gewalt zu tun. Stellen Sie sich doch einmal die Frage, wer eigentlich die Zinsen für die Staatsverschuldung von 1,6 Billionen (das sind 1.600 Milliarden EURO!) kassiert! Das Kopfgeld, das 1948 an alle Deutschen Bürger in Höhe von 40,- DM ausgezahlt wurde war schon Schuldgeld. Der Staat hat nie eigenes Geld besessen und musste es sich immer wieder erneut leihen. Zitat Hans Eichel aus einer PANORAMA-Sendung (www.youtube.com/watch?v=_4FzvwtHKLs): "Das haben wir schon immer so gemacht. Wenn ein Kredit fällig war, haben wir einen neuen aufgenommen und den alten abgelöst." Schauen Sie sich den Beitrag an und vieles wird klarer. Heute ist alles noch viel schlimmer! Das dumme Geschwätz vom Abbau der Schulden ist Wunschdenken. Die Bundesregierung ist ja kaum noch in der Lage die ZINSEN für die Verschuldung aufzubringen. Leidtragende werden die Bürger sein. Ich wette eine Kiste "Hachenburger", dass nach der Wahl umgehend mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer begonnen wird. Nachhaltig - der Begriff stammt aus der Forstwirtschaft - kann eine Wirtschaft nur sein, wenn sie sich den Naturgesetzen wieder anpasst und nicht mehr entnimmt, als die Sonnenenergie nachwachsen lässt. Und mit den fossilen Ressourcen sollten wir noch penibler umgehen. Der Wahnsinn hat Methode - diese Methode muss dringend hinterfragt werden. Da das in den etablierten Parteien unterbleibt - die eigene nicht ausgenommen - bleibt mir nur die Möglichkeit solcher Befragungen, in denen ich meine Meinung kundtun kann. Gerne begrüße ich Sie auf einer unserer Veranstaltungen und vertiefe das Thema. Mailen Sie mich an!

Herzlichst
Michael Musil