Frage an Niels Annen bezüglich Bildung und Erziehung

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Niels Annen
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Frage von Anja S. •

Frage an Niels Annen von Anja S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Annen,

ich würde Ihre Meinung zur Ganztagsschule hören wollen. Ich bin selbst in der 12. Klasse eines Gymnasiums, welches halb auf Ganztagsschule umgestellt wurde und habe deshalb bis in die Abendstunden hinein Unterricht. Für mich selbst ist das unangenehm aber annehmbar. Ein Problem sehe ich eher für die neuen Jahrgänge die ihr Abitur nach 12 Jahren erhalten sollen. Sie haben lange Schule und bekommen "Hausaufgabenhilfe" aber nur 2 mal die Woche! Der Sinn der Ganztagsschule soll es sein nach der Schule keinerlei Hausaufgaben mehr zu haben oder irre ich mich da? Natürlich ist meine Schule nicht allgemein gültig mit nur drei langen Tagen in der Woche aber es ist trotzdem verbesserungswürdig. Außerdem wärden ständig die Pläne für den Unterrichtsinhalt geändert. (und das noch 2 wochen vor dem beginn des neuen Schuljahres!) So kann selten ein Buch länger als 2-3 Jahre benutzt werden. Es wird nur Stoff zusammen geschoben statt zu kürzen bzw es werden wichtige Teile einfach vergessen. Es ist weder für die Lehrer noch für uns mit dem Zentralabitur (was ich eine relativ gute Einrichtunghalte) einfach untersolchen Umständen zu arbeiten und uns vorzubereiten.

Mit freundlichen Grüßen

Anja Schumacher

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Sehr geehrte Frau Schumacher,
herzlichen Dank für Ihre Mail von Montagabend. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Umstellung für Sie ist, bis weit in den Nachmittag hinein Unterricht zu haben. Noch unangenehmer ist es, wenn nach einem über acht und mehr Stunden gehenden Schultag noch Hausaufgaben anstehen. An sich gehört es zu den Grundsätzen einer Ganztagsbeschulung, dass nur noch ausnahmsweise Aufgaben zu Hause erledigt werden müssen. Vielleicht ist diese Message aber noch nicht bei allen Lehrkräften angekommen. Bei den hamburgischen Gymnasien handelt es sich im übrigen ohnehin um Ganztagsschulen besonderer Prägung, die vornehmlich darauf abzielen, den Stoff von bislang 13 Jahren in 12 Jahren zu vermitteln. Außerdem können nur so die für die bundesweite Akzeptanz des Abiturs (noch) notwendigen Unterrichtsstunden absolviert werden. Insgesamt stellt der Hamburgische Senat nicht genug finanzielle Mittel für attraktive und anspruchsvolle Nachmittagsangebote in Ganztagsschulen zur Verfügung.
Grundsätzlich befürworte ich den schrittweisen Ausbau des Ganztagsschulwesens nachdrücklich. Sicherlich gibt es mitunter zu Recht Bedenken und Ängste, dass das Leben von Kindern und Jugendlichen zu sehr von Schule und Belehrungen geprägt werde. Wenn Schule aber – wie es auch Intention des Förderprogramms der Bundesregierung zum Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland war – wirklich zu einem Lebensort wird, in dem man sich gerne aufhält, wo man gerne lernt und mit anderen zusammen ist, dann verspreche ich mir davon einen großen positiven Schub für unser Bildungssystem.
Sehr eingeleuchtet hat mir, was der Journalist und Autor Reinhard Kahl in der letzten Woche auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Paavo Lipponen, dem Parlamentspräsidenten und früheren Ministerpräsidenten Finnlands, gesagt hat. In den skandinavischen Ländern habe man allen Kindern und Jugendlichen gegenüber den Ansatz: Wir haben auf Euch gewartet, Ihr seid schon gut, Ihr könnt noch viel besser werden, Ihr werdet etwas aus dem Gelernten und vor allem aus Euch selbst machen und damit die Zukunft gestalten. Auch in der Bundesrepublik brauchen wir ein solches optimistisches und vertrauensvolles Zugehen von Lehrkräften auf Schülerinnen und Schüler - dann kann Schule und auch Ganztagsschule wirklich Spaß machen und erfolgreich sein.
Schöne Grüße,
Ihr Niels Annen

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