Gibt es noch eine Kanzler-Autorität, wenn Mitglieder aus Regierungsfraktionen in Bundestagsdebatten den Kanzler öffentlich massiv kritisieren (z. B. Brugger, Grüne) und wie Strack-Z. anders abstimmen?

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Frage von Margarete P. •

Gibt es noch eine Kanzler-Autorität, wenn Mitglieder aus Regierungsfraktionen in Bundestagsdebatten den Kanzler öffentlich massiv kritisieren (z. B. Brugger, Grüne) und wie Strack-Z. anders abstimmen?

https://web.de/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/mehrheit-bundestag-taurus-lieferung-ukraine-39432204
https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/pistorius-spd-partei-putinversteher-3944871
Finden Sie es nicht besorgniserregend, wie massiv der Fraktionsvorsitzende Mützenich von den Koalitions-Abgeordneten und Minister s.o. wegen seines - in meinen Augen sehr unterstützenswerten Vorschlag des "Kriegs-einfrierens" und diplomatische Verhandlungen angegangen wird?
Auch der sehr gute Papst-Vorschlag "weiße Fahne" fand statt Unterstützung nur Kritik - ein weiteres Zeichen für eine in Richtung Kriegsbeteiligung aufgehetzte Gesellschaft? https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/papst-schaltet-ukraine-krieg-39415950

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Sehr geehrte Frau P.,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ich bin der Auffassung, dass die Autorität des Bundeskanzlers nicht infrage steht. Es ist in unserer Demokratie von grundlegender Bedeutung, dass die Vertreter:innen der Regierungs- und Oppositionsfraktionen ihre Standpunkte offen kommunizieren können, auch wenn sie von der Position des Kanzlers abweichen. Dies stärkt das demokratischen System, den pluralistischen Diskurs und repräsentiert unsere Meinungsfreiheit. Nur durch diesen lebhaften Austausch entsteht eine vielschichtige Debatte, die notwendig ist, um zu ausgewogenen Lösungen zu gelangen. Solange die geäußerten Meinungen sich im rechtlichen Rahmen bewegen und zur sachlichen Diskussion beitragen, betrachte ich diese als essentiell für unseren demokratischen Prozess.

In Fragen wie der Lieferung von Taurus Marschflugkörpern ist der Kanzler jedoch in eine ganz besonderen Position der Verantwortung, weshalb ich es auch unterstütze, dass er in der Frage Taurus eine klare und besonnene Entscheidung getroffen hat. Diese Entscheidung wurde auch mehrheitlich von den Abgeordneten mitgetragen, 494 Parlamentarier stimmten gegen eine Lieferung dieses Waffensystems (www.bundestag.de).

Diplomatische Bemühungen sind im aktuellen Konflikt unabdingbar und das Ziel. Immer mehr und größere Waffen zu fordern, wie wir es in der Vergangenheit erlebt haben, scheint nicht zielführend zu sein. Unser Bestreben, friedliche Lösungen zu finden, unterminiert nicht unsere Entschlossenheit, die Ukraine weiterhin mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Echter Frieden kann und darf nur unter den Bedingungen der Ukraine erreicht werden. Die Hoffnung liegt darauf, dass Akteure wie China die Möglichkeit haben, Russland an den Verhandlungstisch zu bewegen, um einen Dialog einzuleiten, der das alltägliche Leid und den Tod beenden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Stegner

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